Der »Ejército Popular« (Volksheer, Volksarmee) der Spanischen Republik 1936–1939

Die Entstehung neuer Armeen in Bürgerkriegen ist ein historisch faszinierender Vorgang. Erinnert sei nur an die „Eisenseiten“ unter Oliver Cromwell in der englischen Revolution, die Bildung des revolutionären Heeres der Republik in der französischen Revolution, die Herausbildung der Armeen im amerikanischen Bürgerkrieg 1861–1865, über die auch heute noch Jahr für Jahr neue Forschungen erscheinen. Unter sehr veränderten Vorzeichen, und kaum außerhalb Russlands wahrgenommen, erfolgt dort eine erneute Beschäftigung mit dem Bürgerkrieg 1917–1921, nun avancieren die Führer der „Weißen Armeen“ zu den neuen Helden. Die Entstehung der „Roten Armee“ wird, obwohl damals siegreich, vorwiegend unter negativen Aspekten dargestellt. In Deutschland nahezu unbekannt ist die Geschichte der Volksarmee der Spanischen Republik („Ejército Popular“) während des Bürgerkrieges 1936–1939, während zur politischen Geschichte eine Vielzahl von Veröffentlichungen vorhanden sind. Die Bildung dieser Volksarmee erfolgte mit offiziellem Dekret der spanischen Volksfrontregierung vom 16. Oktober 1936, jährt sich also 2011 zum 75. Mal. Da in deutscher Sprache nur spärliche und unsystematische Informationen zur Volksarmee der Spanischen Republik vorliegen, soll versucht werden, hiermit einen Überblick über das militärische Instrument der Volksfront zu geben. Die Luftstreitkräfte und die Marine, die während des Krieges ebenfalls eine bedeutende Rolle spielten, müssen in eigenständigen Darstellungen behandelt werden.

In Spanien bestand, wie fast überall, eine allgemeine Wehrpflicht, deren Friedensdienst seit 1912 3 Jahre, seit 1924 2 Jahre und seit 1930 nur noch ein Jahr betrug. Die überwiegende Mehrheit der 1936 bestehenden Armee bestand aber aus Berufsoffizieren, Berufsunteroffizieren und länger dienenden Freiwilligen. Daneben bestand insbesondere seit der Militärreform des damaligen Ministerpräsidenten Azaña von 1931 ein umfangreiches Reservekorps an Offizieren, dagegen gab es nur eine geringe Zahl militärisch ausgebildeter Reserven bei Unteroffizieren und Soldaten. Durch den Putsch der Generale gegen die Volksfront-Regierung zerfiel das bestehende spanische Heer und es entstanden Milizen der Volksfront-Parteien und der politischen Organisationen zur Verteidigung der Spanischen Republik. Selbst wenn sich Teile des Heeres nicht am Putsch beteiligten und loyal zur Republik standen, waren die Kräfte nicht in der Lage, aktiv die Verteidigung der Republik mit der Waffe zu organisieren und zu führen. Die Milizen, denen die am 19. Juli 1936 gebildete Regierung der Linksrepublikaner unter José Giral Pereira Waffen zugestand, entstanden spontan und ohne zusammenhängende Planung. Den größten Umfang bildeten die anarchistischen Kolonnen in Katalonien, in der Levante (Valencia), in der Extremadura, in Andalusien und im geringeren Maße in Madrid und im Norden (Biskaya und Asturien). Im Baskenland bildeten die baskischen Nationalisten eigene Truppen, wie auch im geringeren Maße die Linksnationalisten in Katalonien. Die sozialistischen und gewerkschaftlichen Milizen in Zentralspanien, der Levante und im Norden und die kommunistischen Milizen besonders in Zentralspanien (5. Regiment), in Katalonien (PSUC/UGT) und in Asturien sogen bald auch militärische und paramilitärische Kräfte aus dem zerfallenden Heer auf. Insgesamt stellten diese Milizen bis Ende August zahlenmäßig stark schwankende Kolonnen mit insgesamt etwa 100 000 und 150 000 Mann auf, die sehr unterschiedlich bewaffnet und kampffähig waren. Die Regierung Giral versuchte in Übereinkunft mit den die Volksfront unterstützenden Parteien und Organisationen eine Zentralisation dieser Milizen zu organisieren und vereinbarte eine Junta der Milizen analog zum Comité central de Milicias (Zentralkomitee der Milizen) in Katalonien. Im Kriegsministerium wurde eine Inspektion der Milizen errichtet. Während in Barcelona das Zentralkomitee der Milizen unter Führung der Anarchisten die wirkliche politische Führung hatte, hatte die Junta der Milizen in Madrid keine Führungskompetenzen.

Auch die am 5. September 1936 gebildete Regierung unter dem Linkssozialisten Largo Caballero, in der alle Parteien der Volksfront erstmals direkt vertreten waren, behalf sich mit dem Versuch, das Kriegsministerium (unter direkter Leitung Largo Caballeros) und den bisherigen Generalstab mit den noch übrig gebliebenen Beamten und Militärs zu reaktivieren. Insgesamt stellten sich etwa 3500 Offiziere des früheren Heeres den bewaffneten Kräften der Republik zur Verfügung. Besonders zu Beginn des faschistischen Aufstandes wurden durch die Franco-Truppen eine Anzahl von Offizieren, darunter 7 Generäle, erschossen. Als Aufständische wurden u. a. 14 Generäle der alten Armee im Gebiet der Republik erschossen. Republiktreue Generäle und Oberste wurden von der Volksfrontregierung in Ad-hoc-Funktionen zu Befehlshabern von Frontabschnitten gemacht und gleichzeitig versucht, die alten Strukturen des Heeres (Divisiones orgánicas) und der paramilitärischen Truppen ( Guardia Civil, Guardia de Asalto und Carabineros) aufrechtzuerhalten. So wurde zum Beispiel Brigadegeneral Miaja, seit 1932 Chef der 1. Brigade (Madrid) der 1. División orgánica, im Oktober 1936 zum Chef dieser Division des alten Heeres ernannt. Aus dieser Funktion heraus wurde er am 6. November 1936 zum Vorsitzenden der Verteidigungsjunta von Madrid ernannt.

Erst Mitte Oktober 1936 entschloss sich der Regierungschef und Kriegsminister Largo Caballero unter dem Druck verschiedener politischer Kräfte, ein „Ejército Popular“ (Volksheer/Volksarmee) aufzubauen. Am 16. Oktober 1936 veröffentlichte die „Gaceta de la Republica“ (das Amtsorgan der Regierung) den Befehl Caballeros zur Bildung des neuen regulären „Ejército Popular“ und die „Militarisation“ der Milizen, d. h. deren Eingliederung in die neuen militärischen Strukturen. Die autonomen Regierungen von Katalonien und vom Baskenland veröffentlichten Dekrete über die Eingliederung der jeweiligen Milizen am 24. und am 26. Oktober 1936, diese wurden dort aber tatsächlich erst 1937 umgesetzt. Als grundlegende Verbände wurden „Brigadas mixtas“ unter Verwendung der bestehenden „Columnas“ gebildet. Zunächst sollten 10 solcher Brigaden zur Verteidigung Madrids bis Anfang November 1936 aufgebaut werden. Drei von ihnen wurden vorwiegend aus den Truppen des kommunistischen 5. Regiments gebildet, eine wurde unter anarchistischer Leitung errichtet, weitere wurden von Berufsmilitärs geführt. In diesem Zusammenhang steht auch die Aufstellung der Internationalen Brigaden, die daher die Nummern 11 bis 15 bekamen.

Diese neu zu bildenden Brigaden sollten aus einem Stab, 4 Infanteriebataillonen, einer Artillerieabteilung, einer Kavallerie-Schwadron und je einer Pionier-, Nachrichten- und Transportkompanie bestehen und etwa 4000 Mann umfassen, also aus den Waffengattungen gemischt sein (Brigadas mixtas). Diese Struktur wurde noch mehrfach geändert, insbesondere konnten niemals genügend Geschütze zur Verfügung gestellt werden. Die meisten Brigaden hatten daher keine eigene Artillerie, andere hatten eine Geschützbatterie mit 3 Geschützen, so auch in der Regel die Internationalen Brigaden. Einige Brigaden, darunter auch die Interbrigaden, erhielten eine Panzerabwehrbatterie mit sowjetischen 45-mm-PAK (4 Geschütze). Die vorhandene, nie genügende Artillerie, wurde dann bei den höheren Verbänden (Divisionen, Korps) konzentriert.

Zu den Maßnahmen der Schaffung des „Ejército Popular“ gehörte auch die Bildung eines Generalkriegskommissariates beim Kriegsministerium am 18. Oktober 1936 und der Einführung delegierter Kommissare in den Brigaden, später auch den Divisionen, Korps und Armeen und in den weiteren Verbänden und Diensten. Zum Generalkriegskommissar wurde der sozialistische Außenminister Julio Álvarez del Vayo, zu seinen Stellvertretern wurden Antonio Mije (PCE), Crescenciano Bilbao (PSOE), Felipe Pretel (Sozialist, für die UGT), Ángel Gil Roldán (CNT) und Ángel Pestaña (Partido Sindicalista) ernannt. Über die politische Zusammensetzung aller „comisarios políticos“ zu verschiedenen Zeitpunkten sind keine genauen Angaben bekannt. Den Kommunisten wurde vorgeworfen, sie hätten diese Positionen weitgehend besetzt, wofür es aber keine eindeutigen Beweise gibt. In den von den Kommunisten aufgestellten Verbänden dominierten, ebenso wie in den Internationalen Brigaden, kommunistisch orientierte Politische Kommissare. Ähnliches geschah in den von den anderen Parteien und Organisationen dominierten Einheiten, etwa der Anarchisten (IV. Korps vor Madrid, 25., 26., 28. Division in Katalonien). In den von den nicht eindeutig einer politischen Gruppierung zugeordneten Berufsmilitärs aufgestellten Einheiten und Verbänden dürfte die sozialistische Partei die Mehrheit der Kommissare gestellt haben.

Die Kräfte der Milizen und der alten republikanischen Streitkräfte, die sich dem Franco-Putsch entgegenstellten, umfassten im November 1936 höchstens 200 000 Mann, darunter etwa 3500 ehemalige Offiziere. Eine Ausweitung über Freiwilligenwerbung zum Aufbau einer regulären Volksarmee konnte nur unzureichend gelingen. Daher griff die Volksfrontregierung zum Mittel der regulären Einberufung von Wehrpflichtigen. Im September und im Oktober 1936 wurden die wehrpflichtigen Jahrgänge 1934 und 1935 (d. h. die in dem jeweiligen Jahrgang 18jährigen!) zum Wehrdienst in der Volksarmee aufgerufen. Nach spanischen Angaben umfasste ein Einberufungsjahrgang jeweils zwischen 140 000 und 160 000 Wehrpflichtige. Offensichtlich wurden aber die Wehrpflichtigen vor 1936 nur in geringem Umfang als Rekruten einberufen, so dass 1936 nur eine geringe Anzahl an ausgebildeten Reservisten vorhanden war. Von den Wehrpflichtigen befanden sich 1936 rund 60% in der Zone, die von der Republik beherrscht wurde, später sank der republikanische Anteil auf 40%. Also konnte die Republik pro Jahrgang zwischen 85 000 und 90 000 einberufen, wenn sie die Rekrutenjahrgänge voll ausschöpfte. Davon kann aber nicht ausgegangen werden, da der bisherige Staatsapparat in weiten Teilen im Zusammenhang mit dem faschistischen Putsch zusammengebrochen war. Am 6. März 1937 wurden die weiteren Jahrgänge 1932, 1933 und 1936 einberufen. Bis April 1937 wurden etwa 400 000 Rekruten und Reservisten eingezogen, so dass die Volksarmee der Republik auf insgesamt etwa 600 000 Mann anwuchs. Bei der Ausrüstung, der Ausbildung und der Organisation dieser Massen gab es große Probleme. Während der Kämpfe im Frühjahr und Sommer 1937 wurde eine große Anzahl von gering ausgebildeten Wehrpflichtigen in die bisher von Freiwilligen gebildeten Verbände eingegliedert, auch bei den Internationalen Brigaden.

In dieser Zeit wurden als Zwischenglieder zwischen dem republikanischen Oberkommando und den Brigaden Divisionen, Armeekorps und Armeen gebildet. Die ersten Divisionen wurden im Februar 1937 am Jarama gebildet und erhielten zunächst Buchstaben (Divisionen A, B, C, D, E), später wurden die Divisionen mit Nummern versehen und (bis auf den Norden) in der gesamten Volksarmee durchgezählt. Die Division hatte zunächst eine fluktuierende Zusammensetzung von 2 bis 4 Brigaden, erst später blieben die meisten Brigaden fest in Divisionen verbunden. Die Divisionen sollten mit Unterstützungstruppen etwa 12 000 und 14 000 Mann umfassen. Dies erreichten sie in den seltensten Fällen, in der Regel waren die Divisionen zwischen 6000 und 8000 Mann stark. Nur wenige Zeit später wurden die Divisionen zu Korps (cuerpo de ejército/CE) zusammengefasst. Die Korps wurden mit römischen Ziffern nummeriert, wie ursprünglich auch die Brigaden. Oberhalb der Korps wurden Armeeoberkommandos gebildet. Im März 1937 war die Volksarmee in folgende Armeen gegliedert:

  • „Ejército del Centro“ (Zentrumsarmee) unter General Miaja bildete den Schwerpunkt um Madrid und seinen Zugängen (I. bis V. Korps) mit etwa 100 000 Mann.
  • „Agrupación Sur del Tajo-Extremadura“, das spätere VII. Korps, ca 20 000 Mann.
  • „Ejército del Sur“ (Südarmee) in Andalusien. Nach dem Verlust von Malaga im Februar 1937 wurden die republikanischen Verbände wiederaufgebaut und umfassten etwa 60 000 Mann.
  • „Ejército del Este“ (Ostarmee) in Katalonien und Aragon mit etwa 80 000 Mann, wovon aber immer noch 30 000 Milizformationen der CNT/FAI und der POUM waren. Zunächst unterstand diese Front dem Zentralkomitee der Milizen in Barcelona und dem Verteidigungsrat der Generalitat in Barcelona. Erst im Mai 1937 wurde die Front dem Oberkommando der Volksarmee direkt unterstellt und General Pozas zum Oberbefehlshaber ernannt.
  • „Ejército de Levante“ (Levantearmee) Front gegen Teruel
  • „Ejército del Norte“ (Nordarmee) gruppierte sich in das Baskische Heer (Euzko Gudarostea), dem Asturischen und dem Kantabrischen Heer. Versuche ein gemeinsames Oberkommando herzustellen, hatten nur mäßigen Erfolg. Hier sollten das XIV. Armeekorps, gebildet durch das baskische Heer, das XVI. (kantabrische) Armeekorps und die asturischen XV. und XVII. Armeekorps aufgestellt werden.

In der Volksarmee waren zu diesem Zeitpunkt mehr als 100 Brigadas mixtas, 15 Divisionen der Zentrumsarmee (weitere waren in den übrigen Gebieten im Entstehen) und zunächst 6 Korps gebildet worden. Im Juni 1937 waren bereits 153 Brigaden mit 612 Bataillonen im Hauptgebiet der Republik und im Norden vorhanden. Mitte 1937 wurde aus bis zu fünf Armeekorps ein „Ejército de Maniobra“ (Manöverarmee) gebildet, das von der Führung der Volksarmee für Angriffszwecke eingesetzt werden sollte. Zu dieser Manöverarmee gehörten auch die fünf Internationalen Brigaden. Ihr Einsatz sollte an den Schwerpunkten der Kämpfe stattfinden. Zu den Einsätzen gehörten die Angriffsoperation von Brunete, die Aragón-Offensive auf Zaragoza, wozu im Juni 1937 zwei Korps aus der Zentrumsarmee mit 6 Divisionen nach Aragón verlegt wurden und in das „Ejército del Este“ eingegliedert wurden, und die Kämpfe der Levantearmee um Teruel um die Jahreswende 1937/38, wohin ebenfalls Divisionen aus dem Aragón und dem Zentrum verlegt wurden.

Der Ministerpräsident Largo Caballero, gleichzeitig Kriegsminister, stützte sich weitgehend auf die alten Militärs und setzte deswegen als Unterstaatssekretär für das Heer und praktisch militärischen Oberbefehlshaber den General José Asensio ein, Dieser wurde von vielen Milizführern als General der Niederlagen, insbesondere nach dem Fall von Málaga, vehement abgelehnt. Auch der von Largo Caballero als Chef des Generalstabes eingesetzte General Toribio Martínez Cabrera wurde als Hindernis für den Aufbau der Volksarmee und die Führung des Krieges angesehen. Die spanischen Kommunisten, aber auch Teile der Sozialisten und der Republikaner waren im Frühjahr 1937 mit der Führung des Krieges durch Largo Caballero unzufrieden. Stalin schlug den spanischen Kommunisten vor, lediglich für eine Trennung von Ministerpräsident und Kriegsminister einzutreten und Largo Caballero als Ministerpräsident zu halten. Da dieser aber nicht bereit war, das Amt des Kriegsministers abzugeben, kam es im Zusammenhang mit weiteren Vorgängen (Barcelona Mai 1937) zum Sturz Largo Caballeros und der Bildung des Ministeriums Negrín (ebenfalls PSOE) am 18. Mai 1937. In dessen Kabinett übernahm Indalecio Prieto (PSOE), bisher Minister für Luftstreitkräfte und Marine, das Amt des „Ministers für nationale Verteidigung“. Negrín und Prieto gehörten zum rechten Flügel der PSOE und waren gewiss keine „Kryptokommunisten“ (illegale Anhänger der Kommunisten), aber unter ihnen gelangten spanische Kommunisten und deren Anhänger bzw. Militärs, die für eine aktive Zusammenarbeit eintraten, auf verschiedene wichtige militärische Posten. Obwohl Milizoffiziere nur bis zum Dienstgrad Major befördert werden sollten, wurde der Divisionskommandeur Enrique Líster als erster Milizoffizier von Prieto zum Oberstleutnant befördert. Zum Generalstabschef wurde Oberst Vicente Rojo, bis dahin Stabschef der Zentrumsarmee um Madrid, ernannt. Später entwickelte sich Prieto allerdings zum Gegner des kommunistischen Einflusses in der Volksarmee, weil mit den Kommunisten ein Kompromiss mit den faschistischen Putschisten unmöglich war.

In diese Zeit fällt auch die gesetzliche Anerkennung der Internationalen Brigaden durch ein Zirkular des Ministers für nationale Verteidigung Prieto vom 27. September 1937. Bis dahin waren die Kämpfer der Internationalen Brigaden ohne jede prinzipielle Festlegung den Angehörigen der Volksarmee gleichgestellt gewesen, aber viele Probleme waren nicht geregelt. Die Verordnung verwies als Grundlage auf die Verordnung vom 31. August 1920 zur Fremdenlegion der spanischen Armee, deren Festlegungen im wesentlichen auch für die Kämpfer der Internationalen Brigaden gelten sollten. Die Soldaten der Internationalen Brigaden wurden formell den Soldaten des Heeres gleichgestellt (Sold, Urlaub, Beförderung, Geltung des Militärrechts). Gleichzeitig wurden einige Besonderheiten geregelt. So galt der freiwillige Dienst in den Internationalen Brigaden „für die Zeit des gegenwärtigen Krieges“. Auslandsurlaub musste durch die Führung der Internationalen Brigaden (Base) an das Ministerium eingereicht werden. Diese Verordnung enthielt eine Regelung, die bis in die heutige Zeit Auswirkung hat. Im Abschnitt 19 hieß es: „Die Ausländer, die mehr als ein Jahr im Heere mit einer einwandfreien Führung und anerkannten Verdiensten gedient haben, werden eine Bescheinigung bekommen, die ihnen als Grundlage für die Zuerkennung der spanischen Nationalität, im Falle sie sie wünschen, dient“. Die Regelungen im Falle der Invalidität und im Falle des Todes sollten nach Vorstellung der Führung der Internationalen Brigaden den besonderen Bedingungen angepasst werden und auch im jeweiligen Heimatland durch die Spanische Republik geleistet werden.

Im Juli 1937 wurde endlich die Frage der Ausbildung der Rekruten für die Volksarmee gelöst. Bis zu diesem Zeitpunkt waren im wesentlichen die Fronteinheiten selbst für die Ausbildung der neuen Rekruten zuständig. Nun wurden 19 Zentren für Rekrutierung, Ausbildung und Mobilisation gebildet, in denen die neuen Soldaten nach einheitlichen Standards ausgebildet werden sollten, bevor sie in die Fronteinheiten eingegliedert wurden.

Ab Oktober 1937 wurden unter der Bezeichnung „XIV. Cuerpo de Guerrilleros“ (an Stelle des im Norden zerschlagenen XIV. Korps) die Partisanenaktivitäten der Volksarmee gesteuert. In diesen Einheiten mit zunächst etwa 3000 Mann unter Leitung des Majors der Milizen Domingo Ungría kämpften auch Interbrigadisten, darunter auch Deutsche aus der XI. Brigade. Bei diesem Korps waren eine Reihe sowjetischer Berater eingesetzt, die nach 1941 in der sowjetischen Partisanenbewegung führend waren.

Im Inneren der Spanischen Republik nahmen die Spannungen zwischen den politischen Kräften nicht ab. Das hatte auch Auswirkungen unmittelbar auf den militärischen Bereich. So erließ der Kriegsminister Prieto einen Befehl gegen „politische Proselytenmacherei“ in den Streitkräften. Gleichzeitig wurde von ihm eine Anzahl von Funktionen, die von Kommunisten eingenommen wurden, durch Sozialisten ersetzt. So errichtete Prieto am 8. August 1937 den „Servicio de Investigación Militar“ (SIM) und löste alle anderen bisherigen geheimdienstlichen Organisationen auf. Die Funktionen in dem neuen zentralen Militärgeheimdienst übernahmen weitgehend Vertraute von Prieto. Die Kommunisten drangen dagegen nach den Ereignissen vom Mai in Barcelona auf die weitgehende Ausschaltung der nach ihrer Auffassung trotzkistischen POUM und einiger mit ihr verbundenen Anarchisten. Die Volksfront hatte also im Laufe des Jahres 1937 erhebliche Probleme um ihre Festigung, so dass von einer Stärkung der Geschlossenheit der Volksarmee kaum die Rede sein konnte. Nie gelöst werden konnte das Problem der Arbeit der Parteien und Organisationen der Volksfront innerhalb der Volksarmee, so dass es immer wieder zu Auseinandersetzungen um die Formen und Inhalte kam.

Bis Februar 1938 wurden im Gebiet der Republik insgesamt 12 Jahrgänge mit etwa 1 Million Wehrpflichtigen zum Dienst in der Volksarmee einberufen. Durch die Verluste, insbesondere im Norden, waren zu diesem Zeitpunkt etwa 800 000 Soldaten Angehörige der Volksarmee. Diese bildeten 6 Armeen, 19 Armeekorps, 56 Divisionen mit 167 Brigaden, darunter 2 Panzerbrigaden und 4 Kavalleriebrigaden.

Im März/April 1938 durchbrachen die Franco-Truppen mit ihrem Angriff auf die Ostarmee im Aragón die Verteidigungslinien der Republik und stießen zum Mittelmeer vor, wodurch das Gebiet der Republik in zwei Bereiche zerschnitten wurde, das Gebiet Katalonien und das Gebiet Zentrum-Süd. In dieser Situation kam es in der Führung der Volksfront erneut zu Auseinandersetzungen, so mit dem Minister für Nationale Verteidigung Prieto, der einen Kompromissfrieden mit Franco anstrebte und dafür die Kommunisten aus der Führung der Republik und der Volksarmee ausschließen wollte. Am 5. April 1938 bildete Negrín die Regierung tiefgreifend um. Der Minister für Nationale Verteidigung Prieto schied aus der Regierung aus, ebenso ein Minister der Kommunisten. Dafür traten die Anarchisten der CNT wieder in die Regierung ein. Negrín übernahm das Verteidigungsministerium selbst und setzte den bisherigen Innenminister Julián Zugazagoitia (PSOE) als Generalsekretär für die Verteidigung zur Koordinierung der Verteidigungsanstrengungen der Republik ein. Unterstaatssekretär wurde Oberst Cordón. General Rojo blieb Generalstabschef. Es wurden große Anstrengungen unternommen, die Verluste auszugleichen und die Volksarmee wieder zu festigen. Am 13. April 1938 wurden die Jahrgänge 1928, 1927 und 1941 einberufen, am 28. Mai die Jahrgänge 1926 und 1925. Damit waren 17 Jahrgänge zum militärischen Dienst verpflichtet. Der Rekrutenjahrgang 1941 wird in Spanien als „Baby-Soldaten“ bezeichnet, da sie bereits mit 16 Jahren in der Armee dienen mussten. Weiter wurden die Jahrgänge 1924, 1923 und 1922 (31- bis 34jährige) zum Verteidigungsbau aufgerufen. Für diese Truppen standen zum Teil neue Waffenlieferungen aus der Sowjetunion zur Verfügung, die zeitweilig durch Frankreich nach Katalonien geliefert werden konnten.

Am 5. Mai 1938 bestand die Volksarmee aus:

  • der Heeresgruppe der Ost-Region („Grupo de Ejército de la Región Oriental“/GERO) in Katalonien mit der Ostarmee („Ejército del Este“): Korps X, XI, XVIII, XII mit 12 Divisionen und 36 Brigadas mixtas und der Ebroarmee (Ejército del Ebro) mit dem V. und dem XV. Korps (4 Divisionen aus 12 Brigaden) und der selbständigen 43. Division (3 Brigaden), dazu die Pyrenäengruppe und die Küstengruppe (insgesamt 6 Korps, 19 Divisionen mit 60 Brigaden),
  • der Heeresgruppe Region Zentrum („Grupo de Ejércitos de la Región Central“/GERC) mit der Zentralarmee (Korps I, II, III, IV und VI (15 Divisionen mit 45 Brigaden), der Levante-Armee (Korps XIII, XIX, XXI und XXII (12 Divisionen mit 36 Brigaden), der Extremadura-Armee (Korps VII, VIII mit 5 Divisionen/18 Brigaden) und der Andalusien-Armee (Korps IX und XXIII mit 5 Divisionen/15 Brigaden, Küstenverteidigung 1 Brigade (gesamt: 13 Korps, 38 Divisionen und 115 Brigaden),
  • Reserven: Korps XVI, XVII und XX mit 9 Divisionen (27 Brigaden) und das XIV. Korps (Guerrilleros).

Zu diesem Zeitpunkt bestand die Volksarmee also aus 23 Korps mit 66 Divisionen (202 Brigadas mixtas). Der personelle Umfang ist nicht genau bekannt, dürfte aber mit etwa 1 Million Soldaten die größte Zahl des gesamten Bestehens der republikanischen Volksarmee umfasst haben. Die am 25. Juli 1938 beginnende Ebro-Offensive der Volksarmee führte zu einem Einbruch in die franquistischen Stellungen am Ebro und zum Abbruch der Angriffe des Franco-Heeres auf Valencia. Erneut gelang es aber den Franco-Truppen, ihre Verbände von der Valencia- und der Maestrazgo-Front in Richtung Ebro schneller zu verlegen, als die Volksarmee vorstieß. Die Kämpfe am Ebro erreichten durch den konzentrierten Einsatz der Luftstreitkräfte und einer verstärkten Artilleriekonzentration teilweise die Intensität der Abnutzungskämpfe des 1. Weltkrieges. Es kam zu einem monatelangen frontalen Ringen um Gandesa und die Sierra de Pàndols bis zum 16. November 1938, als die Ausgangslage am Ebro wieder hergestellt war. Geplante Ablenkungsangriffe der Volksarmee im Süden gegen Málaga, im Córdoba-Peñarroya-Gebiet und an der Front von Madrid kamen im Sommer und Herbst 1938 nicht zustande. Die Kampffähigkeit der etwa 220 000 Mann starken republikanischen Truppen in Katalonien wurde von Generalstabschef Rojo nach Ende der Ebro-Schlacht nur noch auf 50 Prozent eingeschätzt. Zur Festigung der republikanischen Truppen wurde das Hinterland ausgekämmt und alle Menschenreserven ausgenutzt. Allerdings hatte Frankreich wieder seine Grenzen geschlossen, so dass keine Waffenlieferungen mehr nach Katalonien gelangten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Republik etwa 1,4 Millionen Menschen einberufen, während die Franco-Seite bis Ende 1938 etwa 1,2 Millionen eingezogen hatte. Die Volksarmee hatte aber insgesamt wegen der großen Verluste zu diesem Zeitpunkt eine geringere Stärke als die Franco-Armee. Am 23. Dezember 1938 begann schließlich die große Franco-Offensive in Katalonien mit 6 Korps und 22 Divisionen gegen die 7 Korps mit 21 Divisionen der Heeresgruppe Ost der Volksarmee. Die Kämpfe in Katalonien dauerten bis zur endgültigen Niederlage der Heeresgruppe Ost am 10. Februar 1939, als die Reste von etwa 100 000 Armeeangehörigen mit etwa 300 000 Zivilisten die Grenze nach Frankreich überschritten hatten. Die am 5. Januar 1939 begonnene Offensive der republikanischen Volksarmee in der Extremadura bei Pozoblanco führte nicht zum Abbruch der Franco-Offensive im Norden, sondern wurde am 4. Februar 1939 mit geringen Erfolgen eingestellt. Das Heer im Restgebiet der Spanischen Republik hatte noch etwa 500 000 Mann unter Waffen, weitere 200 000 Mann sollten noch einberufen werden bzw. befanden sich in Ausbildungszentren. Doch die innen- und außenpolitische Lage hatte sich so verschärft, dass die Reste der Volksarmee nicht mehr kampffähig waren und sich sowohl in der Führung als auch an der Basis im März 1939 keine Mehrheit für den Widerstand gegen die Franco-Truppen fand. Es kam sogar zu Auseinandersetzungen zwischen Truppen der Volksarmee, so in Madrid („golpe de Casado“ – „Casado-Putsch“), in Valencia und in Cartagena. Die Franco-Truppen konnten Ende März kampflos in Madrid, Valencia und die übrigen republikanischen Gebiete einziehen. In den Lagern Francos befanden sich Ende 1939 270 000 (Kriegs-)Gefangene, wozu noch etwa 100 000 politisch verurteilte bzw. zu Zwangsarbeit verurteilte Zivilpersonen (darunter mindestens 7000 Lehrer) kamen. Ein Teil der Soldaten der Volksarmee musste ihren Dienst weiter in der Franco-Armee ableisten. Etwa 16 500 Offiziere der Volksarmee wurden wegen „Militärrebellion“ verurteilt. Viele Angehörige der Volksarmee, vor allem Kommunisten, wurden standrechtlich erschossen oder ohne jedes Urteil ermordet. Die Angehörigen der Volksarmee der Republik wurden während der gesamten Franco-Diktatur als „Rote“ diffamiert und von jeglichem Staatsdienst ausgeschlossen. Erst in den letzten Jahren gibt es in Spanien verstärkt Bemühungen, die Geschichte der Volksarmee zu erforschen und ihr und ihren Führern und Angehörigen im öffentlichem Leben Gerechtigkeit zu gewähren.

Werner Fischer

 

Benutzte Literatur:

 

Alpert, Michael: El Ejército Popular de la República, 1936–1939. Barcelona 2007
Cardona, Gabriel: Historia militar de una guerra civil. Estrategias y tácticas de la guerra de España. Barcelona 2006
Engel Masoliver, Carlos: Historia de las Brigadas mixtas del Ejército Popular de la República, 1936–1939. Madrid, 2. Aufl. 2005
Hinojosa Durán, José: Tropas de un frente olvidado. El ejército republicano en Extremadura durante la Guerra civil. Editora Regional de Extremadura 2009

 

Redaktion KFSR

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