»Viva Rusia!« von Peter Rau

»Viva Rusia!«
Nach dem Putsch einheimischer Militärs gegen die demokratisch gewählte Volksfrontregierung vor 80 Jahren leistete die Sowjetunion der Spanischen Republik zwischen 1936 und 1939 umfassende Hilfe
Von Peter Rau

Ein ganzes Menschenleben ist es her, seit sich vor 80 Jahren, am 17./18. Juli 1936, in Spanien Militärs an der ein halbes Jahr zuvor per Wahl bekräftigten verfassungsmäßigen Ordnung vergangen haben. Die Spuren jenes Putsches reichen bis in die Gegenwart, da der Partido Popular sich in der Nachfolge des sich damals zum Diktator aufschwingenden Generals Francisco Franco sieht und auch vier Jahrzehnte nach dessen Tod mehr schlecht als recht das Land auf der Iberischen Halbinsel im Südwesten Europas regiert.
Doch an dieser Stelle soll einmal nicht der mit der reaktionären Revolte einhergehende Verrat an der Demokratie thematisiert werden. Vielmehr soll hier aus der in aller Welt zum Ausdruck gebrachten solidarischen Verbundenheit mit der Volksfront die bald darauf einsetzende Hilfe der Sowjetunion für die Spanische Republik herausgehoben werden. Deren Verteufelung seitens der spanischen Faschisten und ihrer einst in Italien und Deutschland regierenden Gesinnungskumpane führt schließlich zu den Wurzeln der bis heute im Westen anhaltenden Russophobie.

Gefragte »Mexikaner«
Beim Thema sowjetische Hilfe für Spanien ist natürlich in allererster Linie an jene mehr als 2.000 Bürger der Sowjetunion zu denken, die sich als Freiwillige auf die Iberische Halbinsel begeben hatten, um als militärische Berater, Militärspezialisten und sonstige Helfer der im Februar 1936 gewählten Volksfrontregierung und ihrer entstehenden Armee mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. 1998 gab das russische Verteidigungsministerium über deren Qualifikationen folgende Zahlen an: 772 Flieger, 351 Panzersoldaten, 222 allgemeine militärische Berater und Instrukteure bei den Landstreitkräften, 77 Angehörige der Marine, mehr als 150 militärische Spezialisten, 130 Arbeiter und Ingenieure der Flugzeugindustrie, 156 Funker bzw. Nachrichtensoldaten sowie 206 Dolmetscherinnen und Dolmetscher. Alles in allem also 2.064 Personen, die zur Tarnung ihrer Herkunft oder aus sonstigen Geheimhaltungsgründen in Spanien als »Mexikaner« galten oder entsprechend bezeichnet worden waren. Von ihnen befanden sich jedoch nie mehr als 800 gleichzeitig im Land.

Um hier einige namhaft zu machen, wären zu nennen: Jan Karlowitsch Bersin als oberster Militärberater, der im August 1936 an der Seite von Botschafter Marcel Rosenberg als Militärattaché sein Amt antrat. Als er ein Jahr später nach Moskau zurückkehrte, übernahm Grigori Stern die Aufgabe des obersten Chefberaters. Als Berater an verschiedenen Frontabschnitten waren u. a. der spätere sowjetische Verteidigungsminister Rodion Malinowski alias Oberst Malino und Kirill Merezkow als Berater des spanischen Generalstabschefs eingesetzt. Der spätere Marschall Grigori Kulik beriet den Chef der Verteidigung von Madrid; Artillerie-Chefberater wurde der spätere Hauptmarschall der Artillerie, Nikolai Woronow; als Marineattaché fungierte Kapitän Nikolai Kusnezow – der spätere Admiral wurde noch 1939 Volkskommissar (Minister) für Marineangelegenheiten.

Fast 50 Millionen Rubel gespendet
Bereits in den ersten Augusttagen des Jahres 1936, also zwei Wochen nach dem Putsch in Spanien, erlebte das Riesenland im Osten gewaltige Bekundungen der Solidarität für die Regierung in Madrid, zumal inzwischen schon etliche Beweise für die Verstrickungen ausländischer faschistischer Mächte in die Machenschaften des spanischen Militärs vorlagen. Doch es blieb nicht bei Protestmeetings, in denen Zigtausende sowjetische Werktätige ihre Unterstützung für die Volksfront zum Ausdruck brachten – in Moskau wie in Leningrad, in Rostow am Don wie in Nowosibirsk oder in Odessa und wo auch immer sonst. Umgehend wurde ein Hilfsfonds für Spanien eingerichtet, wurden Geld, Kleidung und Nahrungsmittel gesammelt. Schon am 6. August waren 12.145.000 Rubel auf dem von den Sowjetgewerkschaften eröffneten Hilfskonto für das republikanische Spanien eingezahlt. In eine der im Westen üblichen Währungen umgerechnet ergab das eine Summe von etwa 36.435.000 Franc. Ende Oktober waren es dann schon 47.595.000 Rubel.

Für dieses Geld wurden Lebensmittel und Kleidung gekauft und nach Spanien geschickt. Am 11. September 1936 beauftragte das ZK der KPdSU das Volkskomitee für Außenhandel damit, bis zum 18. September im Hafen von Odessa 1.500 Tonnen Zucker, 500 Tonnen Öl, 300 Tonnen Margarine, 300 Tonnen Konserven, 250 Tonnen Gebäck und 100 Tonnen Kondensmilch für den Transport nach Spanien bereitzustellen. So geschah es auch. An diesem 18. September verließ als erstes Frachtschiff die »Newa« den Schwarzmeerhafen. Es traf acht Tage später im spanischen Alicante ein.

Am folgenden Tag startete als zweites Schiff der Frachter »Kuban« in Odessa. Seine Ladung: 480 Tonnen Mehl, 432 Tonnen Öle, 976 Tonnen Zucker, 176 Tonnen geräucherter Fisch, 250.000 Konservenbüchsen und 1.000 Kisten mit Eiern. Die heißbegehrten Lebensmittel konnten ab dem 4. Oktober ebenfalls in Alicante gelöscht werden. Während die sowjetische Besatzung von Bord ausländischer Militärschiffe – italienischer und deutscher, englischer und portugiesischer – misstrauisch beäugt wurde, sind die Seeleute, wo auch immer sie sich in den folgenden Tagen in den Straßen der Hafenstadt am Mittelmeer zeigten, begeistert mit »Viva Rusia!«-Rufen begrüßt worden.

Am 13. Oktober erreichte als drittes Frachtschiff der Dampfer »Syrjanin« mit insgesamt 3.040 Tonnen Lebensmitteln an Bord (Weizen, Zucker, Fleischkonserven, Kondensmilch, Kakao und Kaffee) den Hafen von Barcelona. Zur Begrüßung hatten sich mehr als 200.000 Bürger der Stadt eingefunden. Auf einer Kundgebung der internationalen Völkerfreundschaft, an der 30.000 Einwohner der katalanischen Metropole teilnahmen, versicherten Wladimir Antonow-Owsejenko, der Generalkonsul der UdSSR in Spanien, und Schiffskapitän Iwan Borissenko, dass die uneigennützige Hilfe für das spanische Volk fortgesetzt werde. Noch im Verlauf des Jahres 1936 trafen weitere sowjetische Frachtschiffe in Häfen Spaniens ein, darunter auch die ersten, die militärische Güter geladen hatten.
Um diese Zeit herum, also Mitte Oktober 1936, hatte die Sowjetunion die auch von ihr zuvor übernommenen Verpflichtungen zur Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten Spaniens aufgekündigt, da andere Staaten wie Deutschland und Italien oder auch Portugal überhaupt nicht daran dachten, sich an die von 27 Staaten Europas und also auch von ihnen getroffenen Vereinbarungen vom September zu halten.
Zwar versuchten die Vertreter Italiens und Deutschlands im Nichteinmischungskomitee permanent, die humanitäre Hilfe der Sowjetunion zu diskreditieren, indem sie Gegenteiliges behaupteten und unterstellten, dass die bisher schon genannten Sowjetfrachter statt der Lebensmittel Kriegsausrüstungen wie Flugzeuge und Munition geliefert hätten. Das ging selbst Lord Plymouth, dem britischen Vorsitzenden des internationalen Non-Intervention Committees, zu weit, der darauf verwies, dass sowohl das Be- wie das Entladen der sowjetischen Schiffe am hellichten Tag und unter den Augen Tausender Beobachter erfolgt sei: »Es ist unmöglich, unter solchen Bedingungen heimlich und unbemerkt Kriegsausrüstungen zu entladen.«
Nichtsdestotrotz setzte der portugiesische Außenminister Mitte Oktober noch einen drauf: Schon im März und April 1936 hätten die sowjetischen Dampfer »Newa« und »Terek« eine große Anzahl von Waffen nach Spanien gebracht, so angeblich etwa 128 große Kisten mit automatischen Pistolen und »chemische Mittel für die Vergiftung von Nahrung und Wasser«. Dagegen ist erwiesen, dass der Kreml zahlreiche und hartnäckig vorgebrachte Anträge der republikanischen Regierung zum Kauf von Waffen ablehnte. Noch im August und September 1936 musste der sowjetische Außenminister Maxim Litwinow Anfragen aus Spanien abschlägig bescheiden, da »die sowjetische Führung keine Möglichkeiten sieht, den Bitten um Waffenlieferungen zu entsprechen«, und letztlich »an die Deklaration über die Nichteinmischung gebunden« sei und »diese nicht verletzen« könne.

Moskau startet die Operation »X«
Als Botschafter Iwan Maiski, der Sowjetvertreter im Londoner Nichteinmischungskomitee, am 23. Oktober 1936 dem Gremium die entsprechende kategorische Erklärung seiner Regierung übergab, hatte die Ausarbeitung der Pläne zur sowjetischen Militärhilfe für die Spanische Republik allerdings bereits begonnen. Ende September 1936 hatte der zuständige Volkskommissar Kliment Woroschilow die von ihm so bezeichnete Geheimoperation X gebilligt. Sie umfasste in mehreren Intervallen sowohl die Lieferung von Waffen und der zugehörigen Technik wie von Personal. Die Organisation der Transporte übernahm der Nachrichtendienst der Roten Armee. Die Verschiffung von Waffen und Gerät – vom Beladen in den Heimathäfen bis zum Löschen der Ladung an den spanischen Zielorten – hatte unter striktester Geheimhaltung vor sich zu gehen.

Statt der bis dahin für die zivilen Hilfsgüter genutzten Häfen von Odessa bzw. Feodossija auf der benachbarten Krim wurde nun in Sewastopol, ebenfalls auf der Halbinsel Krim gelegen, verladen. An Stelle der weitgehend offenen Häfen von Alicante, Valencia oder Barcelona wurde für die meisten militärischen Lieferungen der Mittelmeerhafen von Cartagena genutzt, der mit seiner tiefen und geschlossenen Bucht, umgeben von Gebirgszügen, verhältnismäßig gut geschützt war.
Die erste von insgesamt sechs Serien militärischer Transporte erfolgte von Ende September bis Ende November 1936; von den insgesamt 19 Fuhren gingen 14 aus den Schwarzmeerhäfen nach Cartagena und eine nach Alicante, die restlichen waren in Murmansk und Leningrad bzw. im Hafen von Danzig (Gdansk) mit Ziel Bilbao in Nordspanien bzw. Bordeaux in Frankreich gestartet. Bei diesen Transporten wurden 136 Flugzeuge verschiedener Typen, 106 T-26-Panzer sowie weitere Panzer- und Lastwagen, 3.750 Maschinengewehre, 340 Granatwerfer, mehr als 60.000 Gewehre, 120.000 Handgranaten, über 28.000 Fliegerbomben und nahezu 700.000 Artilleriegeschosse befördert. Neben zehn sowjetischen Schiffen, darunter auch dem nach dem erst im Juli 1936 verstorbenen ehemaligen Außenminister Georgi Tschitscherin benannten Frachter, der Flieger, Panzersoldaten, Militärberater, Artilleristen und Ausbilder an Bord hatte, gehörten ausschließlich spanische Dampfer zu dieser geheimgehaltenen Armada, deren Ladung entscheidend zur Abwehr der faschistischen Angriffe auf Spaniens Hauptstadt Madrid beitragen konnte.

Auch »France Navigation« hilft
Analoges lässt sich für die beiden nächsten Transportserien im Dezember 1936 sowie zwischen Januar und März 1937 sagen. Diese insgesamt acht Fahrten wurden bis auf eine Ausnahme von spanischen Frachtern bewältigt. Gemeinsam mit dem sowjetischen Motorschiff »Turksib«, das vor allem Militärpersonal beförderte, wurden die von ihnen gelieferten Waffen im Frühjahr 1937 in der Schlacht von Guadalajara auf seiten der Verteidiger der Volksfrontregierung eingesetzt.
Neben der direkten Belieferung aus sowjetischen Beständen wurde insbesondere in den Jahren 1937 und 1938 ein getarntes Netz von Handelsagenturen außerhalb der UdSSR geschaffen, das Waffen im Ausland wie etwa in den tschechoslowakischen Skoda-Werken aufkaufte und mit Charterschiffen für deren Transport sorgte. Dazu gehörten auch die Frachter der Gesellschaft »France Navigation«, die im Frühjahr 1937 von französischen Kommunisten gegründet worden war.

Nach zwei weiteren Serien von Seetransporten zwischen April und August bzw. Dezember 1937 und August 1938 erhöhte sich die Gesamtzahl des gelieferten militärischen Großgerätes auf 686 Jagdflugzeuge und 335 Panzer, 30 Torpedoboote, mehr als 1.200 Kanonen und Geschütze sowie über vier Millionen Gewehre einschließlich Maschinengewehre. Das hört sich zwar gewaltig an und ist es wohl auch, doch gemessen an der militärischen Schützenhilfe, die Italien und Nazideutschland ihren spanischen Verbündeten leisten konnten und geleistet haben, war es doch weniger als genug, zumal die angekündigte und ausgehandelte sechste und letzte Lieferung ihren Adressaten nicht mehr erreichen konnte. Die im Nordmeerhafen Murmansk auf sieben sowjetischen Schiffen auf den Weg gebrachten Transporte kamen über Frankreich nicht hinaus. Nach einer halbjährigen Sperre der Grenze zu Spanien, die im Dezember 1938 nur noch einmal für wenige Tage gelockert worden war, blieb der größte Teil der 350 Jagd- und Bombenflugzeuge, 250 Panzer, 600 Panzerabwehrkanonen und 400.000 Gewehre sowie 10.000 leichten und schweren Maschinengewehre gewissermaßen in Frankreich stecken. Hinzu kam, dass Deutschland und Frankreich Anfang Dezember 1938 eine Freundschaftserklärung unterzeichnet hatten, so dass nur noch ein Bruchteil der Waffen zu den republikanischen Truppen durchkam.

Die letzte Fahrt der »Komsomol«
Das 1932 auf einer Werft in Leningrad gebaute Motorschiff »Komsomol«, gewissermaßen ein Kind des ersten Fünfjahrplans der Sowjetunion, bediente für die Schwarzmeerreederei die Baltiklinie Odessa–Leningrad. Unter dem Kommando von Kapitän Georgi Mesenzew gehörte es zu den ersten Frachtern, die Anfang Oktober 1936 in Feodossija auf der Krim unter strengster Geheimhaltung mit Militärgütern für Spanien beladen worden waren. Zu seiner für Cartagena bestimmten Fracht zählten neben Nahrungsmitteln und Medikamenten in erster Linie Panzer, Flugzeuge, Lastwagen, Munition und Benzin. Es waren die unter dem Befehl von Oberst Semjon Kriwoschein stehenden T-26-Panzer, die wenig später bei Madrid die Faschisten zurückschlugen. In Cartagena kam, wie daheim schon vorab angekündigt, »Nikolas« – Marineattaché Nikolai Kusnezow – an Bord, um die Entladung zu überwachen.
Weitere Fahrten folgten nach Alicante und Valencia; dorthin brachten die sowjetischen Matrosen u. a. Medikamente und Nahrungsmittel. Anfang Dezember lud die »Komsomol« im Schwarzmeerhafen Poti Manganerz, das für die Firma Providence im belgischen Hafen Gent vorgesehen war – eine friedliche Ladung für ein neutrales Land. Doch auf der Höhe von Algier stoppte der von Franco-Rebellen gekaperte Kreuzer »Canarias« die Fahrt der »Komsomol«. Ein Prisenkommando kam an Bord, beschlagnahmte alle Schiffspapiere und Pässe und zwang die 36 Besatzungsmitglieder in die Rettungsboote. Vom Kreuzer aus versenkten die Putschisten mit gezielten Schüssen das Frachtschiff. Die sowjetischen Seeleute wurden gefangengesetzt und in ein mittelalterliches Gefängnis in Cadiz an der Südwestküste Spaniens verschleppt. Erst sechs Tage nach der Versenkung, am 20. Dezember 1936, konnte TASS diesen ungeheuerlichen Vorgang publik machen. Eine anfänglich verhängte Todesstrafe gegen die Matrosen und Offiziere aus der Sowjetunion wurde zwar in langjährige Haftstrafen umgewandelt, doch erst zähe Verhandlungen, nicht zuletzt durch das Internationale Rote Kreuz, führten zu ihrer Befreiung aus den Folterkammern. Am 3. Oktober 1937 kam eine erste Gruppe von elf Seeleuten frei, darunter auch Kapitän Mesenzew, einen Monat später folgten weitere 18 Besatzungsmitglieder. Die restlichen sieben konnten erst nach mehr als zweieinhalb Jahren in ihre Heimat zurückkehren.

Kein Rätsel um Verbleib des Goldes
Beginnend bei den Verhandlungen des in London tagenden Nichteinmischungskomitees hat es in den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten bis zum heutigen Tag unzählige Versuche gegeben, aus dem Verbleib eines Ende 1936 in die UdSSR verbrachten spanischen Goldschatzes antisowjetisches Kapital zu schlagen. Doch wider alle diesbezüglichen Behauptungen und Verleumdungen stehen einige Tatsachen unverrückbar fest: Im Gegensatz zu gängigen Annahmen hat es sich nicht um die gesamten Devisenreserven Spaniens gehandelt, sondern um etwa 60 Prozent des Goldschatzes im Wert von 1.581.642.400 Peseten – damals umgerechnet etwa 750 Millionen Reichsmark. Rund 40 Tonnen Gold waren zuvor zwecks möglicher Waffenkäufe nach Frankreich transferiert und dort eingefroren worden. (Nach dem Krieg war die entsprechende Summe dem Franco-Regime ausgehändigt worden.) Neben den halbherzigen Zusagen der Regierung in Frankreich für eine militärische Unterstützung, die meist kurz darauf wieder zurückgenommen worden waren – oder auf Druck der rechten Reaktion zurückgenommen werden mussten – und den nur in beschränktem Maße zur Verfügung gestellten Waffen aus dem verbündeten Mexiko oblag nach der faktischen Aufkündigung der Nichteinmischung in erster Linie der Sowjetunion die Lieferung der erforderlichen militärischen Ausrüstung: von Handfeuerwaffen bis hin zu Flugabwehrkanonen, Panzern und Kampfflugzeugen.

Die legitim gewählte Regierung der Spanischen Republik hatte zudem alles Recht, nach eigenem Ermessen über die in jahrhundertelanger Kolonialzeit angehäuften Goldreserven des Landes zu verfügen und war demzufolge auch berechtigt, diese Mittel für die Niederschlagung des faschistischen Aufstandes zu verwenden. Das ist auch geschehen; der auf dem Seeweg über Mittel- und Schwarzes Meer in die Sowjetunion beförderte Teil des spanischen Goldschatzes wurde vollständig für die Kompensation der in Spanien benötigten Militärhilfe verwendet.
Aus den Archiven in Madrid wie in Moskau ist bekannt, dass sich Spaniens damaliger Regierungschef, der Sozialist Largo Caballero, und sein Finanzminister Juan Negrin am 15. Oktober 1936 offiziell an den Kreml in Moskau mit der Bitte um Aufbewahrung von rund 500 Tonnen Gold gewandt hatten. Innerhalb der folgenden zehn Tage wurde das Edelmetall aus Madrid nach Cartagena verbracht und unter strengster Geheimhaltung auf die vier sowjetischen Frachtschiffe »Newa«, »KIM«, »Kuban« und »Wolgoles« verteilt. Auf jedem Schiff begleitete ein Vertreter der Bank Spaniens die insgesamt in 7.780 Standardkisten verpackte Fracht, die Anfang November in Odessa in spezielle Eisenbahnwaggons umgeladen und unter verstärktem Schutz nach Moskau gebracht wurde. Dort wurde das Gold in der Staatsbank der UdSSR deponiert und nach und nach für die Begleichung der offenen Rechnungen sowohl für die Waffenlieferungen als auch für die Herausbildung einer spanischen Rüstungsindustrie oder für die Ausbildung spanischer Kader für die republikanische Armee und sonstiger Kosten verwendet. Allein für das Militärmaterial summierten sich die Kosten auf mehr als 200 Millionen US-Dollar.

Quelle: junge Welt, Aus: Ausgabe vom 18.07.2016, Seite 12 / Thema

Literatur:

  • »Die Hilfe der Sowjetunion für die Spanische Republik 1936–1939«. Broschüre der 5. Antifaschistischen Hafentage Hamburg »Wolf Hoffmann« 2015.
  • Von Peter Rau ist 2012 in der Reihe »Basiswissen« im Kölner Papy-Rossa-Verlag der Band »Der Spanienkrieg 1936-39« erschienen. Das Buch hat 130 Seiten, kostet 9,90 Euro und ist auch im jW-Shop erhältlich.

Foto:
Internationale Solidarität: Der mit 3.000 Tonnen Lebensmitteln beladene sowjetische
Dampfer »Syrjanin« wird im Oktober 1936 in Barcelona begrüßt
Foto: jw-archiv

Redaktion KFSR

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