No pasarán! Vor 80 Jahren wurde die Gründung der Internationalen Brigaden beschlossen. 35.000 Freiwillige kämpften auf seiten der Spanischen Republik gegen die von Deutschland und Italien unterstützten Franquisten. Von Werner Abel

No pasarán!

Vor 80 Jahren wurde die Gründung der Internationalen Brigaden beschlossen. 35.000 Freiwillige kämpften auf seiten der Spanischen Republik gegen die von Deutschland und Italien unterstützten Franquisten

Titelfoto: Gegen den Faschismus – Angehörige des Thälmann-Bataillons, einer der Vorläufer der späteren Internationalen Brigaden, am 24. August 1936 an der Front nördlich der spanischen Hauptstadt Madrid. Foto: picture alliance/akg-images

Von Werner Abel

Mit dem Putsch von Teilen der Armee unter der Führung Francisco Francos am 17./18. Juli 1936 begann der Krieg gegen die seit 1931 existierende Zweite Spanische Republik. Die Auseinandersetzung, in die Nazideutschland und das faschistische Italien massiv auf seiten der Franquisten eingriffen, während zugleich Tausende internationale Freiwillige in den Reihen der republikanischen Armee kämpften, endete im April 1939 mit dem Sieg Francos. Dessen Diktatur konnte sich anschließend, wiederum mit internationaler Unterstützung, bis 1977 halten. Der Artikel von Werner Abel bildet den Auftakt einer Serie, mit der die junge Welt in der kommenden Zeit in loser Folge an die Ereignisse in Spanien erinnert. (jW)

Es war kein leichter Gang, den der Beauftragte der Kommunistischen Internationale (Komintern) Luigi Longo in Begleitung zweier kommunistischer Funktionäre, dem Franzosen Pierre Rebière und dem Polen Stefan Wisniewski, an jenem 22. Oktober 1936 antrat. Auf Anraten des Generalsekretärs der KP Spaniens (PCE), José Diaz, sollte er von der Regierung der Spanischen Republik die Erlaubnis einholen, internationale Freiwilligenformationen aufstellen zu dürfen, um den Kampf gegen den Putsch der reaktionären Generäle vom 17./18. Juli 1936 gegen die von einem Linksbündnis regierte Republik zu unterstützen. Zu diesem Zeitpunkt kämpften bereits einige tausend ausländischer Freiwilliger in den antifaschistischen Milizen, die von den linken und republikanischen Parteien und Gewerkschaften im Anschluss an den Zerfall der spanischen Armee gebildet worden waren. Zu ihnen gehörten in den ersten Wochen nach dem Putsch auch ca. 300 Deutsche. Sie kämpften vor allem in den von der sozialistischen Gewerkschaft Unión General de Trabajadores und der neu gegründeten Vereinigten Sozialistischen Partei Kataloniens (PSUC) aufgestellten Kolonnen »Carlos Marx« und »19 de Julio«, aber auch in den anarchistischen Milizen der Kolonnen »Durruti« und »Ascaso«. Die militärpolitisch geschulten Funktionäre der Komintern waren aber ebenso wie erfahrene Militärs der Auffassung, dass die Milizen zwar in der Abwehr des Putsches vor allem in den Städten eine entscheidende Rolle gespielt hatten, einer regulären und kampferprobten Armee wie der, über die die Putschisten verfügten, auf Dauer jedoch nicht gewachsen sein würden.

Schon am 8. August war im Politbüro der KPdSU über die Bildung eines internationalen Freiwilligenkorps für Spanien diskutiert worden. Zur gleichen Zeit rief das ZK der KPD die waffenfähigen, weltkriegserfahrenen Mitglieder der Partei auf, sich der Spanischen Republik zur Verfügung zu stellen. Vor 80 Jahren, am 27. September hatte das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationalen (EKKI) schließlich an die Mitgliederparteien dieser weltumspannenden Organisation appelliert, alles zu unternehmen, um zur Schaffung internationaler Brigaden in Spanien beizutragen.

Gründungsschwierigkeiten

Gewiss, das republikanische Spanien brauchte vor allem Waffen, Munition und Material für die Kriegsführung. Spanien hatte am Ersten Weltkrieg nicht teilgenommen, sein Heer hatte lediglich die Erfahrungen aus dem Kampf in den Kolonien in Nordafrika und war auf einen modernen Krieg, den die Putschisten mit der Hilfe der hochgerüsteten faschistischen Staaten Italien und Deutschland führen konnten, nicht vorbereitet. Die fortwährenden und oft kläglich scheiternden Bemühungen der Republik, in aller Welt Waffen zu kaufen, gehörten, obwohl die Sowjetunion ab Oktober 1936 eine diesbezügliche immense Hilfe leistete, zu den dramatischsten Seiten dieses Krieges. Immer wieder betonten die Spanische Republik, aber auch die in der Anfangszeit mächtigen Anarchosyndikalisten, dass sie Waffen statt Soldaten brauchten, unter anderem, weil sie befürchteten, der Einfluss der Komintern und damit der KP Spaniens auf das Kriegsgeschehen könnte zu groß werden. Aber ablehnen ließ sich das Angebot, Internationale Brigaden zu bilden, natürlich nicht.

Manual Azaña, der Präsident der Republik, empfing die Delegation freundlich, aber reserviert. Luigi Longo, der dann Generalinspekteur der Internationalen Brigaden wurde, schrieb später, der feinsinnige linksrepublikanische Intellektuelle Azaña habe seine Abscheu dem Krieg gegenüber kaum verbergen können. Largo Caballero, seit dem 9. September Ministerpräsident der aus den Wahlen vom Februar 1936 hervorgegangenen Regierung der Frente Popular (Volksfront) verhielt sich noch reservierter. Der früherer Gewerkschaftsführer und Linkssozialist, der wegen seiner Meinung, in Spanien müsse die »Diktatur des Proletariats« errichtet werden, oftmals als der »spanische Lenin« apostrophiert wird, befürchtete, der Einfluss der Komintern und von ihr organisierter bewaffneter Formationen könnte die Position der auch zahlenmäßig schnell wachsenden KP Spaniens über Gebühr stärken. Caballero gab dann aber doch noch wortlos durch Kopfnicken seine Zustimmung. Er verwies die Komintern-Funktionäre an den Parlamentspräsidenten Martínez Barrio, der mit der Aufstellung von Divisionen der neu zu schaffenden Spanischen Volksarmee beauftragt war und in der Provinzstadt Albacete eine militärische Ausrüstungseinheit eingerichtet hatte.

Aufgrund der strategisch guten Lage wurde die zwischen Madrid und Valencia gelegene Stadt zum Verwaltungs-, Sammlungs- und Ausbildungszentrum der neu zu schaffenden Internationalen Brigaden. Albacete war vom Oktober 1936 bis zum Juni 1938 die »Base orgánica de las Brigadas Internacionales«. Es war eine gewaltige Leistung, in wenigen Wochen eine Verwaltungseinheit geschaffen zu haben, die über einen Stab, eine Intendanz, einen eigenen Post- und Zensurdienst, über eine Presseabteilung, einen eigenen Kader- und Kontrolldienst sowie eine Kaderabteilung verfügte, die nach Sprachengruppen organisiert war. So gehörten zur »deutschen Sprachengruppe« nicht nur die deutschen Freiwilligen, sondern auch die Österreicher, Niederländer, Skandinavier und Schweizer. Albacete war auch das Zentrum des Sanitätsdienstes der Internationalen Brigaden, des »Servicio Sanitario« und der »Ayuda Médica Internacional«, die gemeinsam mit der Internationalen Roten Hilfe und anderen solidarischen ausländischen Organisationen überall in der republikanischen Zone Hospitäler, Lazarette und Sanatorien unterhielten.

Aufstellung der Brigaden

Die Organisation internationaler Brigaden war wohl eine der größten Leistungen der Komintern. Luigi Longo schrieb später, es sei gelungen, eine »Militärorganisation aus dem Nichts« zu schaffen. Schon am 24. Oktober erfolgte die Aufstellung der ersten, die entsprechend der Zählung der Spanischen Volksarmee, zu der die Internationalen Brigaden gehörten, als XI. Internationale Brigade bezeichnet wurde. Ihr gehörten zu dieser Zeit vier Bataillone an, von denen sich das erste vornehmlich aus Deutschen und Österreichern, das zweite aus Franzosen und Belgiern, das dritte aus Polen und das vierte aus Italienern zusammensetzte. Das 1. Bataillon wurde von Hans Kahle kommandiert, der Offizier im Ersten Weltkrieg gewesen war und durch einen langen Aufenthalt in Lateinamerika fließend Spanisch sprach. Kahle übernahm später das Kommando über die XI. Brigade, noch später kommandierte er erst die 17., danach die 45. Division der Spanischen Volksarmee. Der erste Kommandeur der XI. Brigade war der unter dem Namen »General Kléber« bekanntgewordene, aus Czernowitz stammende ehemalige Offizier der Roten Armee, Manfred Stern.

Schon am 7. November 1936 traf die XI. Brigade, von dem begeisterten Jubel der Madrilenen empfangen, in der spanischen Hauptstadt ein und erhielt ihre Feuertaufe bei den schweren Abwehrkämpfen gegen die Madrid ernsthaft bedrohenden Truppen Francos. Die Metropole konnte dem Druck des Feindes standhalten, aber die Brigade erlitt während der Kämpfe im Universitätsviertel und im Park Casa de Campo große Verluste. Bei einer Inspizierung der Front am 1. Dezember kamen der Verantwortliche der KPD in Spanien, Hans Beimler, und der Kommissar des Thälmann-Bataillons, Louis Schuster, in einem von marokkanischen Scharfschützen bedrohten Frontabschnitt ums Leben. Die Überführung des Leichnams Hans Beimlers nach Barcelona und die dort stattfindende Trauerfeierlichkeit wurden zur größten antifaschistischen Manifestation im republikanischen Spanien. Beobachter schrieben, niemals hätte die Durchreise eines spanischen Königs so viele Menschen auf die Straße gebracht wie die, die Hans Beimler die letzte Ehre erweisen wollten.

Die Organisation der ersten, der XI. Internationalen Brigade, war aber nur der Anfang. Am 9. November folgte die Aufstellung der XII. Internationalen Brigade, mit deren Kommando der ungarische Schriftsteller und Weltkriegsoffizier Máté Zalka (eigentlich Belá Frankl) betraut wurde, der in Spanien als General Lukacz bekannt werden sollte.

Und der Zulauf war enorm. Immer mehr Freiwillige kamen nach Spanien, legal und illegal, mit dem Schiff, der Bahn oder zu Fuß, oft auf abenteuerlichen Wegen. Die meisten wurden von ihren Parteien geschickt. Manche kamen auf eigene Faust. Es war nicht nur die Solidarität mit der Republik und dem spanischen Volk, die sie trieb. Viele, vor allem Deutsche, Italiener und Polen, wollten die Niederlagen der Arbeiterbewegung rächen und dem Faschismus mit der Waffe in der Hand entgegentreten. Manche, die in die Emigration gezwungen worden waren, sahen auch die Chance, die Demütigungen des Exils hinter sich zu lassen und an der Seite ihrer spanischen Genossen eine neue Heimat zu finden.

Kaderarmee

Die Komintern hatte u. a. an ihrer von 1930 bis 1935 existierenden Militärpolitischen Schule bei Moskau eine großen Anzahl ausländischer Kader ausgebildet. Das erwies sich nun als Vorteil, denn professionelles Personal wurde dringend in Spanien benötigt. Einige von ihnen kamen über die sogenannte »Linie A« nach Spanien, eine vom geheimen Verbindungsdienst der Komintern organisierte Institution, über die auch heute noch wenig bekannt ist. Sicher ist, dass die Kader über eine militärische Ausbildung verfügten, verpflichtet waren, alle Regeln der Konspiration einzuhalten und einen besonderen Eid abgelegt hatten. In Spanien wurden sie »Mexikaner« genannt, denn aus außenpolitischen Gründen benutzte die Komintern für die Sowjetunion die Tarnbezeichnung »Mexiko«.

Einer der Lehrer an der Militärpolitischen Schule der Komintern war der frühere Weltkriegsoffizier und spätere Kommandeur der Roten Ruhr-Armee, Wilhelm Zaisser. Nach seiner Ankunft in Spanien im September 1936 zunächst wegen der zu befürchtenden Straßenkämpfe in Madrid zum Leiter der Operativen Abteilung des 5. Regiments und zum Brigadegeneral ernannt, wurde er später Ausbildungschef in Albacete und baute zugleich die XIII. Internationale Brigade auf. Unter dem Namen »General José Gómez« war er dann Kommandeur dieser Brigade, die er in der ersten Schlacht um Teruel und später an der Córdoba-Front befehligte.

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Nach dem Putsch gelang es den franquistischen Aufständischen zunächst nur, einen Teil Nordspaniens unter ihre Kontrolle zu bringen
Foto: Infografik/ junge Welt

Aus verschiedenen an dieser Front kämpfenden Bataillonen wurde Mitte Dezember 1936 die unter dem Kommando von General Walter (das war der Pole Karol Swierczewski) stehende XIV. Internationale Brigade gebildet, der im Februar 1937 die Aufstellung der XV. Internationalen Brigade folgte, die von dem Ungarn János Gálicz (»General Gal«) befehligt wurde. Im März 1937 entstand dann an der Südfront die 86. Brigada Mixta, kommandiert von dem Italiener Aldo Morandi und dem Deutschen Ernst Dudel. Herzstück dieser Brigade war das 20. Internationale Bataillon. Ende Dezember 1937 schließlich wurde vornehmlich aus Tschechen, Polen und Jugoslawen die 129. Internationale Brigade gebildet, deren erster Kommandeur der Pole Waclaw Komar war. Neben den Internationalen Brigaden gab es noch vier auf schwere Artillerie, Flieger- und Panzerabwehr spezialisierte Internationale Artillerieeinheiten, die jeweils mehrere Batterien in sich vereinigten und in den verschiedenen Frontabschnitten eingesetzt wurden.

Von Anfang an wurde das Augenmerk darauf gerichtet, dass nicht nur Ausländer, sondern auch Spanier Angehörige der Internationalen Brigaden wurden. Sie waren dort einerseits als normale Rekruten, also über die Wehrpflicht Eingezogene, wurden aber auch als Freiwillige in die Brigaden integriert. Neben dem Ziel, die Beziehungen der Internationalen zum spanischen Volk enger zu gestalten, wurde damit auch die Absicht verfolgt, die spanischen Rekruten mit den Erfahrungen vor allem der europäischen Freiwilligen vertraut zu machen, die am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatten oder Angehörige der Selbstschutzorganisationen kommunistischer Parteien gewesen waren. Ab Mitte 1938, als nicht mehr so viele Freiwillige nach Spanien kamen und andere das Land wieder verlassen hatten, bestanden dann die Internationalen Brigaden mitunter zu 70 Prozent aus Spaniern.

Große Einsatzbereitschaft

Die Internationalen Brigaden hatten wohl insgesamt nicht mehr als 35.000 Angehörige. Wilhelm Zaisser schrieb in seiner Funktion als Kommandant der Basis in Albacete am 31. März 1938 an das spanische Kriegsministerium, dass es 31.369 Freiwillige gebe, von denen 4.575 gefallen, 5.740 vermisst und 2.361 verwundet seien. Natürlich war die franquistische Propaganda, auch in ihrer Absicht, die Unterstützung ihrer »nationalen Mission« durch die deutschen und italienischen Faschisten zu legitimieren und darüber hinaus die Welt mit der »roten Gefahr zu schrecken«, immer bestrebt, die Anzahl der Internationalen zu übertreiben. Sie fabulierte sogar von 100.000 »internationalen Roten«. Aber alle Zahlen, die größer als die erwähnten 35.000 sind, gehören ins Reich der Phantasie.

Georg Hornung, letzter Kommandeur der größten deutschen Miliz, der »Centuria Thälmann«, äußerte gegenüber den Überlebenden dieser Einheit, mit denen er im November 1936 Albacete erreichte, diese müssten begreifen, dass sie in Zukunft einer Kaderarmee angehören würden. Damit sprach er aus, was das Charakteristische der Internationalen Brigaden ausmachte und was diese zu Eliteeinheiten der Spanischen Volksarmee werden ließ.

Es waren, bei allen Widersprüchen im individuellen Auftreten, vor allem die große Einsatzbereitschaft und die durch ihre ideologische Position bedingte hohe Kampfmoral, die den meisten der Angehörigen der Brigaden half, die Widrigkeiten dieses brutalen Krieges (die oft mangelnde Ausrüstung, die schlechte und ungewohnte Verpflegung, die ihnen fremde Kultur und das Gefühl, in ausweglosen Situationen verheizt zu werden) zu überstehen.

Trotzdem blieb ein wiederkehrendes Problem der Brigaden, dass sich die neu ankommenden Freiwilligen nur schwer mit dem militärischen Reglement abfinden konnten. Von zu Hause aus daran gewöhnt, die bürgerlichen Armeen und den Kadavergehorsam abzulehnen, sahen sie sich plötzlich mit militärischen Hierarchien konfrontiert, die nicht selten dazu führten, dass der engste Freund und Genosse aus der Heimat plötzlich zum Vorgesetzten wurde. Und nicht nur das: Er hatte auch eine bessere Uniform, wurde anders verpflegt und bekam mehr Sold.

Diesem Problem wurde in den Internationalen Brigaden mehr Beachtung geschenkt als in jeder anderen Armee der Welt. Es gab Mannschaftsvertretungen und den aus den Milizen mit ihren basisdemokratischen Strukturen übernommenen »Delegado político«, den politischen Delegierten, der die Interessen der Mannschaftsdienstgrade zu vertreten hatte. Außerdem spielten die Parteiorganisationen in den Kompanien und Bataillonen eine große Rolle.

Als Besonderheit muss außerdem hervorgehoben werden, dass jede freie Minute für politische Schulungen und kulturelle Betätigungen genutzt wurde. Davon zeugen die erhalten gebliebenen Frontzeitungen, die Wandzeitungen, auf die so viel Wert gelegt wurde, sowie die in Spanien entstandenen Bücher und Broschüren. Heute kaum noch bekannt ist, dass die Internationalen Brigaden eigene Kinderheime unterhielten und beabsichtigten, mit dem »Comité Pro-niños Españoles« ein Netz von Kindergärten und Schulen zu schaffen. Und auch in der für die von Waffenlieferungen abhängigen Spanischen Republik besonders wichtigen Rüstungsindustrie betätigten sich Angehörige der Brigaden, verfügten diese doch über hochqualifizierte Facharbeiter vor allem aus Frankreich, Deutschland und der Tschechischen Republik. Sie versuchten, eigene gepanzerte Fahrzeuge sowie Flugzeuge auf der Basis sowjetischer Konstruktionsunterlagen zu fertigen.

Die Freiwilligen waren aus 53 Ländern nach Spanien gekommen, sogar aus dem fernen China und Vietnam. Das größte Kontingent stellten die Franzosen mit 27,7 Prozent, gefolgt von den Polen mit 9,6, den Italienern mit 9,2, den Amerikanern mit 6,8 und den Deutschen mit 6,8 Prozent. Ein Teil der Interbrigadisten, 3,4 Prozent, war staatenlos oder kamen mit einem Nansen-Pass für Staatenlose nach Spanien.

Bestandteil der Volksarmee

Obwohl der Antifaschismus und die Solidarität mit der Spanischen Republik die alle einende Idee war, gab es selbst bei den Kommunisten politische und kulturelle Differenzen, die aus den unterschiedlichen Erfahrungen und konkreten Situationen der nationalen Arbeiterbewegungen resultierten. Hatten zunächst vor allem die größeren kommunistischen Parteien ihre Ländervertretungen beim ZK der KP Spaniens, war mit dem Anfang Oktober 1937 erlassenen Verbot jeder parteipolitischen Betätigung in der Volksarmee durch Verteidigungsminister Indalecio Prieto die politische Arbeit auch in den Brigaden schwieriger geworden. Im Zuge der Order des Ministeriums, dass auch in den Internationalen Brigaden die Militärgerichtsbarkeit der Spanischen Republik zu gelten habe, sowie mit dem am 23. September 1937 in Kraft getretenen Statut der Internationalen Brigaden, das diese als integralen Bestandteil der Volksarmee definierte, setzte sich auch die Position der KP Spaniens durch, dass ihre Programmatik und Politik für die Angehörigen der Internationalen Brigaden als verbindlich zu gelten haben. Dabei berief sich die KP Spaniens auf die Leitsätze der Komintern, die besagten, dass es in einem Land jeweils nur eine kommunistische Partei geben dürfe. Es wurde folglich zur Pflicht erklärt, dass jeder ausländische Kommunist nun Mitglied der Kommunistischen Partei Spaniens werden müsse. Aber die Hürden für die Aufnahme waren hoch. Nicht nur, dass die jeweils nationale kommunistische Partei ihre Zustimmung geben musste, die spanische Seite verlangte auch die Kenntnis ihrer Dokumente und die Bejahung der Volksfrontpolitik. Die zentrale Zeitschrift der Interbrigaden, der »Voluntario de la Libertad« wies immer wieder auf die beiden Pflichten der Interbrigadisten hin: Spanisch zu lernen und Mitglied der KP Spaniens zu werden. Im August 1938 konnte die KPD-Vertretung in Spanien mit Befriedigung feststellen, dass der größte Teil der deutschen kommunistischen Interbrigadisten in die KP Spaniens aufgenommen worden war.

Die Internationalen Brigaden wurden oft als die »Armee der Komintern« bezeichnet. Das geschah häufig in antikommunistischer Absicht, aber im Grunde ist wohl wenig dagegen einzuwenden. Bei der Organisierung dieser Armee von Freiwilligen leistete die Komintern Erstaunliches, außerdem stellte sie auch finanzielle Mittel zur Verfügung. Sie initiierte in der ganzen Welt Solidaritätskampagnen zur Unterstützung der Freiwilligen, vor allem aber stellte sie ihre besten Kader zur Verfügung. Viele von ihnen fielen in Spanien, ein Aderlass, den die kommunistische Bewegung, die den Kampf gegen den Faschismus ja nicht nur in Spanien, sondern weltweit führte, nur unter großen Anstrengungen kompensieren konnte. Sicher, die Internationalen Brigaden waren von der Komintern aufgestellt worden. Aber sie bekamen ihre Befehle nicht aus Moskau, sondern von den spanischen Armeekorpskommandeuren, dem spanischen Generalstab und dem spanischen Kriegsministerium. Sie kämpften an allen Fronten des Krieges, an der Zentralfront vor Madrid, an der Südfront, am Jarama, bei Guadalajara, bei Brunete, in Aragón, um Teruel und am Ebro. Und nach ihrem Abzug von der Front sicherten sie im Januar 1939 in der bittersten Stunde der Spanischen Republik auf Bitte der Regierung im sogenannten »zweiten Einsatz« die Evakuierung der katalanischen Bevölkerung ab.

Veranstaltungshinweis:

01. Oktober 2016, 16 Uhr: Kundgebung zum »80. Jahrestag der Gründung der Internationalen Brigaden in Spanien« am Spanienkämpferdenkmal im Volkspark Friedrichshain, Ecke Frieden- und Büschingstraße, 10249 Berlin, und

02. Oktober 2016, 11 Uhr: Festveranstaltung »80 Jahre nach Gründung der Internationalen Brigaden in Spanien«, Münzenbergsaal (ND-Gebäde), Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin. Weitere Informationen auf der Homepage der »Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936–1939 e.V.«: www.kfsr.info

Werner Abel ist Historiker und Mitglied der »Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik«. Von ihm und Enrico Hilbert erschien kürzlich das Lexikon: »Sie werden nicht durchkommen«. Deutsche an der Seite der Spanischen Republik und der sozialen Revolution. 2 Bände, Verlag Edition AV, Lich/Hessen 2015 u. 2016.

Quelle: junge Welt, Aus: Ausgabe vom 01.10.2016, Seite 12 / Thema

Redaktion KFSR

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