Vor 80 Jahren in Spanien …. Drei neue Beiträge zur Rolle der Freiwilligen aus Belgien während des spanischen Bürgerkriegs

Vor 80 Jahren in Spanien …. Drei neue Beiträge zur Rolle der Freiwilligen aus Belgien während des spanischen Bürgerkriegs
Am Mittwoch, 1. Juni 2016 versammelten sich mehr als achtzig Teilnehmer im Konferenzraum von Brüssel CegeSoma – Studienzentrum für Krieg und Gesellschaft zu einer Konferenz über die Rolle von belgischen Freiwilligen während des spanischen Bürgerkrieges. CegeSoma ist ein Landesforschungs- und Dokumentationszentrum (seit dem 1. Januar integriert im Staatsarchiv), das als Kompetenzzentrum zur Geschichte der großen politischen, sozialen und kulturellen Konflikte und Wendepunkte des 20. Jahrhunderts arbeitet. Es fungiert als Plattform für wissenschaftliche und soziale Aktivitäten, bei denen sowohl Forscher als auch eine allgemein interessierte Öffentlichkeit beteiligt sind. Die Konferenz wurde von AMSAB-ISG, dem Institut für Sozialgeschichte von Gent organisiert, das wichtige Archivalien zur sozialistischen und kommunistischen Arbeiterbewegung in Belgien besitzt. Es war eine sinnvolle Initiative aus unterschiedlichen Gründen.
Erstens ist es wichtig daran zu erinnern, dass vor 80 Jahre im Sommer 1936 unter der Führung von General Franco die spanische Armee versuchte, mit einem Putsch die republikanische Regierung in Spanien zu stürzen. Sie trafen auf den hartnäckigen Widerstand von linken Parteien und anderen gesellschaftlichen Organisationen. Als Ergebnis wurde Spanien in zwei Lager erbitterter Gegner geteilt. Der anschließende Bürgerkrieg kostete rund 600 000 Menschenleben, endete mit dem Sieg der Falangisten und markiert den Beginn einer Diktatur, die vier Jahrzehnte lang dauern sollte.
Zweitens ist der Beitrag Belgiens, obwohl weitgehend anerkannt wird, dass die republikanische Regierung in großem Umfang von Teilen der internationalen Gemeinschaft unterstützt wurde, in dieser massiven Welle der Solidarität in der stetig wachsenden internationalen Historiographie unterbelichtet. Im Verhältnis zur Größe des Landes war diese Solidarität dennoch extrem wichtig. Dies kann an zwei Zahlen gezeigt werden: Rund 2400 Freiwillige kamen aus Belgien (darunter 800 Ausländer), um sich in den Internationalen Brigaden einzuschreiben. Nach der Niederlage der republikanischen Front im Norden im Jahr 1937 wurden rund 4000 Flüchtlingskinder (‚niños de la guerra“) von sympathisierenden belgischen Familien aufgenommen.
Drittens wurden zahlreiche Forschungen zu diesem Thema durchgeführt, die Licht auf verschiedene Aspekte dieser historischen Episode werfen.

Im Laufe der Konferenz wurden drei neue Beiträge zur Rolle Belgiens präsentiert:

  • eine Biographie,
  • eine Datenbank und
  • eine Dokumentation.

Piet Akkerman Biographie

Sven Tuytens (Korrespondent in Madrid für den flämischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender VRT) und Rudi Van Doorslaer (Direktor der CegeSoma) haben eine Biographie zu Piet Akkerman veröffentlicht. Akkerman wurde als Kind polnisch-jüdischer Eltern in Antwerpen geboren und war Gewerkschaftssekretär im Antwerpener Diamantensektor. In den Jahren 1935 und 1936 übernahm dieser Aktivist der kommunistischen Partei die Führung von zwei wichtigen Streiks. Im Jahr 1936 reiste er nach Spanien, wurde im französischbelgischen André Marty-Bataillon der Brigade XII eingeschrieben, wo er politische Kommissär wurde. Er starb am 1. Januar 1937 im Alter von 23 bei der Verteidigung von Madrid.

Eine Datenbank zu den Spanienkämpfern aus Belgien

1975 forschte Rudi Van Doorslaer als erster belgischer Historiker in Archiven über die belgischen Mitglieder der Internationalen Brigaden, die in Salamanca gefangen gehalten wurden. Die Daten wurden systematisch um andere Quellen ergänzt. Vierzig Jahre später konnte François Van Pelt die Datenbank mit den Dateien aus Moskau abschließen. Zum ersten Mal steht Forschern und anderen interessierten Personen (Nachkommen) eine ziemlich vollständige Liste der belgischen Freiwilligen in den Internationalen Brigaden zur Verfügung.
Premiere des Dokumentarfilms: ‘Les Mamás belgues

Im April 1937 zog eine Gruppe von jungen jüdischen Frauen aus Antwerpen und Brüssel nach Spanien, um im spanischen Bürgerkrieg teilzunehmen. Ihr Ziel war Ontinyent, eine kleine Stadt zwischen Alicante und Valencia. Der internationale Solidaritätsfonds und der Internationale Gewerkschaftsbund gegründet ein hochmodernes Krankenhaus im Jahr 1937 in einem alten Kloster. „Das Belgische“ war eines der größten und bestausgestatteten Lazarette in Spanien. Der Journalist Sven Tuytens arbeitete mit dem spanischen Forscher Joan Torró Martínez zusammen, um einen aufschlussreichen Dokumentarfilm über dieses republikanische Krankenhaus zu machen, die Krankenschwestern aus Belgien wurden „die belgischen Mütter“ genannt, „Las mamas belgues“ in Valencia. Der Film wurde zum ersten Mal in Ontinyent selbst aufgeführt und erhielt viele positive Kritiken in der spanischen Presse (El País, El Mundo, Público, El Diario …). Bei der belgische Premiere am CegeSoma wurde in die Dokumentation von Dr. Geert Van Goethem, Direktor der AMSAB-ISG, eingeführt, der auch die von 1000 Gästen besuchte spanische Erstaufführung in Ontinyent erlebt hatte. Nach der Niederlage der spanischen Republik beteiligten sich die meisten der so genannten belgischen Mütter im kommunistischen Widerstand gegen die Nazi-Besetzung von Belgien und Frankreich. Einige kämpfen in den Partisanengruppen als Kuriere, andere waren aktiv in dem Aufklärungsnetzwerke wie die, die später als „Rote Kapelle“ berühmt wurde. Einige von ihnen wurden gefangen und hingerichtet oder starben in den Nazi-Vernichtungslagern. Andere überlebten glücklicherweise den Krieg. All dies zeigt, dass es für Historiker noch eine Menge Arbeit zu tun gibt.
Dr. Vincent Scheltiens Historiker – Forscher an CegeSoma – Brüssel

Redaktion KFSR

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