L’Humanité: Von Austerlitz an die Fronten von Spanien – Von Catherine Dos Santos – 20. Oktober 2016.

Titelfoto: Retour des volontaires des Brigades internationales à la gare d’Austerlitz, à Paris, le 13 novembre 1938. (Photo : Collection du musée de la résistance nationale).

Von Austerlitz an die Fronten von Spanien – Von Catherine Dos Santos

Die Freunde der Kämpfer der Spanischen Republik enthüllen am Sonnabend ein Denkmal in Erinnerung an die Interbrigadisten.
Die Umarmungen sind emotional und kräftig; andere eher diskret. In der Nacht auf dem Bahnsteig schwitzen die Ergüsse Hoffnung, aber auch Befürchtungen vor dem großen Sprung. Frauen und Männer gehen an die Front, die eine Abneigung gegen den Krieg haben.
Der Gare d‘ Austerlitz ist der Sammelpunkt für die Abfahrt nach Spanien über Perpignan. Am 18. Juli 1936 haben die Generäle die Ordnung der Zweiten Republik gestürzt. In Deutschland, in Portugal und dazu noch in Italien, sind die Faschisten schon bei der Arbeit. Nach Spanien zu fahren, heißt Paris, London, Europa und die ganze Welt vor der gemeinen Bestie zu verteidigen.
Zeitgleich während des Beginns des militärischen Aufstandes unter der Führung von Franco versammeln sich in Barcelona fortschrittliche Sportler, um an den Volksolympiaden teilzunehmen. Sie ergreifen sofort die Waffen, um auf den Barrikaden neben ihren fortschrittlichen spanischen Brüdern zu stehen. Sie sind die ersten internationalen Freiwilligen. Es folgen Tausende, insgesamt 35.000 aus mehr als 53 Nationen, darunter fast 10.000 Franzosen, die die Gefahr für die Demokratie voraussehen und sich verpflichten, die junge Volksfront, die siegreich aus den spanischen Wahlurnen im Febraur 1936 hervorgegangen war, zu verteidigen. Diese Männer und Frauen „erhoben sich noch vor Tagesanbruch“, wie Oberst Henri Rol-Tanguy erklärte. Ein Stahlarbeiter, der sich als Brigadist verpflichtet, um später als Anführer der französischen Résistance durch die Befreiung von Paris berühmt zu werden. War ihnen damals schon bewußt, dass sie um den Preis ihres Lebens eine der schönsten Seiten in der Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, die des Friedens und der Brüderlichkeit schreiben?
Paris, das Epizentrum der Solidarität
Diese Frauen und Männer sind Kommunisten, Gewerkschafter, Anarchisten. Sie sind Internationalisten nach Herz und Verstand. Auf der anderen Seite der Pyrenäen, schreitet die Volksfront mit einem Programm des Fortschritts und der sozialen Gerechtigkeit voran, die die herrschende Ordnung herausfordert, die durch die Bourgeoisie, die Armee und die Kirche, alle zutiefst reaktionär, errichtet worden ist. Die eidbrüchigen Dienstgrade sehen Spanien zwischen Reform und Revolution taumeln. Und das ist unerträglich in ihren Augen. In Frankreich verkündete am 15. August 1936 die Französische Regierung der Volksfront unter dem Sozialisten Léon Blum die Politik der „Nichteinmischung“, und überläßt die spanischen Demokraten ihrem Schicksal.
An der Rue Mathurin Moreau, jetzt Sitz der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF), damals das Haus der Metallurgen – wo heute Erinnerungsplaketten angebracht worden sind – treffen sich die Aktivisten, der bedrohten Republik zu helfen. Am 22. Oktober gibt es offiziell grünes Licht für die formelle Gründung der Internationalen Brigaden. Paris wird ein Epizentrum der Solidarität. Andere begeben sich nach Spanien mit dem Boot oder zu Fuß. Albacete wird das militärische Hauptquartier der Kämpfer für den Frieden sein, die unerbitterliche Schlachten an den Fronten schlagen. Wie in Madrid, wo das Batallion „Pariser Kommune“ mit Inbrunst gegen die Faschisten vorgeht, die eilig die Hauptstadt unter ihre Kontrolle bringen wollen. Im Jahr 1938, am Fluss Ebro, liefern sie ihren letzten Kampf. 10.000 von ihnen werden ihre Heimat niemals wiedersehen.
Vergessen oder Ablehnung umgaben dieses fantastische Epos der Internationalen Brigaden, deren 80. Jahrestag wir in diesem Jahr dennoch feiern. Es bedurfte den Mut und der Hartnäckigkeit des Vereins der Freunde der Kämpfer der Spanischen Republik und seiner unermüdlichen Erinnerungsarbeit, so dass schließlich Gerechtigkeit mit der Enthüllung eines Denkmals der Erinnerung an die internationalen Freiwilligen(1) am Gare d´Austerlitz geschaffen wurde, dass viele von ihnen gar nicht mehr zurückfahren wollten.
Diese Interbrigadisten hatten nach den Worten des spanischen kommunistischen Dichters Miguel Hernandez noch „Seelen ohne Grenzen, die auf der ganzen Welt leuchteten, in den Laubengängen, auf den Booten, in den Bergen, im Sand und im Schnee.“ Sie antworteten auf die Schuld der Nichteinmischung mit der Bereitschaft, ihren Kopf für ein Ideal hinzugeben. Sie trugen die Solidarität der Arbeiter auf den Schultern, wie Jean Ortiz und Dominique Gautier in einem bewegenden Dokumentarfilm über diese Helden und Heldinnen feststellen.(2). „Was bleibt heute vom Mythos der Internationalen Brigaden?“ fragen sie während einer Reise nach Albacete. Die Heiligschreibung von Franco ist verantwortlich für das Herunterbrechen auf das Niveau der stalinistischen Schergen. So wurden auch die Republikaner in Massengräbern verscharrt. Die staatlichen Behörden wurden zu Komplizen durch ihr Schweigen und ihre Ablehnung, Gerechtigkeit zu gewähren. Von dieser Seite der Grenze leiden die Geschichtsbücher an der gleichen gefährlichen Amnesie, den Kampf zu verschweigen, den diese Frauen und Männer gegen den Faschismus geführt haben und den sie für die Befreiung Frankreichs fortsetzten.
Dennoch war es auf den Bahnsteigen in der Bahnhofshalle des Gare d´ Austerlitz, wo sich die internationalen Freiwilligen ein letztes Mal mit den ihren umarmt haben.
Das Werk von Denis Monfleur wird am 22. Oktober um 11 Uhr am Gare d´ Austerlitz in Paris, dank der Unterstützung der SNCF, der Eisenbahnergewerkschaft CGT, des Kommittees der SNCF des Gare d’Austerlitz und der Stadt Paris enthüllt.
Abend der Erinnerung am Sitz der CGT und Vorführung des Dokumentarfilms die “ Internationalen Brigaden zwischen Erinnerung und Stille“ von John Ortiz und Dominique Gautier (263, rue de Paris, Montreuil, U-Bahn: Porte de Montreuil oder Robespierre ).
Quelle: http://www.humanite.fr/dausterlitz-aux-fronts-despagne-618593

Übersetzung aus dem Französichen: Herbert Grießig

Redaktion KFSR

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