Symposium – Soziale Revolution oder bürgerliche Demokratie? Ein Videobericht der Zeitschrift „telegraph“.

Symposium: „Soziale Revolution oder bürgerliche Demokratie? – Die Mai-Ereignisse 1937 in Barcelona: Hintergründe, Akteure und Folgen“ am 6. Mai 2017 in Berlin.

Das Symposium wurde veranstaltet von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem KFSR, der Zeitschrift „telegraph“ und dem Karl Dietz Verlag

Erstmals wurd der Öffentlichkeit auch der beim Karl Dietz Verlag publizierte Nachdruck der Zeitschrift »Pasaremos«, am 30. April 2017 erschienen, vorgestellt. Von 1936 bis 1939 war sie das Organ der XI. Internationalen Brigade.

Im Folgenden dokumentieren wir die Hauptredebeiträge des Symposiums. Wir danken der Redaktion der Zeitschrift telegraph für die videobearbeitung und Dokumentation.

Prof. Dr. Reiner Tosstorff

Zeit: 29:02

Symposium – Soziale Revolution oder bürgerliche Demokratie? Teil 1

Thema: Die Mai Ereignisse in Barcelona 1937 – Ein Überblick

„Neun Monate nach der Niederschlagung des Putsches der reaktionären Generäle wurden im Mai 1937 in Barcelona erneut Barrikaden errichtet. Aber dieses Mal kämpften AntifaschistInnen gegeneinander. Der Besetzung des von den Gewerkschaften CNT und UGT und Vertretern der katalanischen Generalitat kollektiv verwalteten Gebäudes der «Telefónica» am 3. Mai durch vom kommunistischen Polizeichef befehligte «Sturmtruppen» folgten erbitterte Kämpfe. Ein «Bürgerkrieg im Bürgerkrieg», der erst fünf Tage später durch einen mühselig ausgehandelten Kompromiss beendet werden konnte. Der Sturm auf die „Telefónica“ bildete nur die Spitze des Eisberges an Differenzen zwischen den verschiedenen antifaschistischen Kräften. Während KommunistInnen und LinksrepublikanerInnen vor allem den antifranquistischen Krieg gewinnen und die bürgerlich-demokratische Republik verteidigen wollten, zielten AnarchosyndikalistInnen und LinkskommunistInnen neben der Verteidigung der Republik insbesondere darauf ab, die soziale Revolution fortzusetzen und zu vertiefen. Dieses Spannungsverhältnis wird bis heute kontrovers diskutiert – ebenso die Frage, ob die Politik der Volksfront Kollektivierung und Vergesellschaftung von Privateigentum verhinderte.“

Zur Person:

Historiker an der Universität Mainz.
Arbeitsschwerpunkte: spanische Geschichte, Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung (Gewerkschaften, Kommunismus). Letzte Veröffentlichungen zum Thema: Die POUM in der spanischen Revolution, 2. Aufl., Köln 2016 (neuer isp-Verlag); Max Diamant und die SAP in der spanischen Revolution, in: Johannes Platz u. a. (Hg.), Max Diamant. Sozialist, Exilant, Gewerkschafter, in: Beiträge aus dem Archiv der sozialen Demokratie, Heft 7, S. 73 – 102.

Dr. Dieter Nelles

Zeit: 22:41

Symposium – Soziale Revolution oder bürgerliche Demokratie? Teil 2

Thema: Die Politik der CNT und die Verfolgung ihrer deutschen Mitglieder

„Die kommunistische Repression nach den Mai-Tagen richtete sich vor allem gegen die ausländischen Mitglieder der POUM und der CNT/FAI.  Ein großer Teil der Mitglieder der Gruppe Deutsche Anarchosyndikalisten im Ausland (DAS) wurde verhaftet oder aus Spanien ausgewiesen. Diese Freiwilligen gehörten zu den doppelten Verlierern der Mai-Tage. Sie verloren nicht nur ein sicheres Exilland, sondern fühlten sich auch von der CNT im Stich gelassen, die sich ihrer Meinung nach nicht ausreichend genug für die inhaftierten ausländischen GenossInnen in Spanien einsetzte.“

Zur Person:

Aktuelle Tätigkeit: Lehrer an einem Berufskolleg in Solingen.
Hauptarbeitsschwerpunkte: Widerstand und Exil deutscher Anarchosyndikalisten; europäischer Widerstand gegen den Nationalsozialismus; Veröffentlichungen zum Thema der Konferenz: Nelles/Linse/Piotrowski/Garcia; Deutsche Antifaschisten in Barcelona 1933-1939 – die Gruppe „Deutsche Anarchosyndikalisten“ (DAS); Verlag Graswurzelrevolution Heidelberg 2013; 425 Seiten.

Dr. Michael Uhl

 Zeit: 21:26

Symposium – Soziale Revolution oder bürgerliche Demokratie? Teil 3.1

Thema: Über die Rolle der KPD-Abwehr in Spanien

„Mit den Mai-Ereignissen in Barcelona bot sich den Gegnern der Sozialen Revolution 1937 die Gelegenheit, im Namen der Republik Stalins Willen in Spanien massiv durchzusetzen. Deutsche Kommunisten waren hierbei vor Ort behilflich, die Mehrheit der ausländischen Kriegsteilnehmer konnte den Namen POUM aber nicht einmal buchstabieren. Stalinistische Dolchstoßlegenden und linkssozialistische Romantisierungen verzerrten auf beiden Seiten das Bild, ohne den militärischen Verlauf des Krieges entscheidend zu beeinflussen.“

Zur Person:

Tübingen. Studium der Geschichte und Romanistik, Promotion (2004): „Mythos Spanien. Das Erbe der Internationalen Brigaden in der DDR. Bonn (J.H.W. Dietz-Nachf.-Verlag) 2004.
Aktuelles Forschungsprojekt: Biographie über Betty Rosenfeld (Krankenschwester aus Stuttgart und Freiwillige der Internationalen Brigaden, ermordet in Auschwitz).

Dr. Werner Abel

Zeit: 19:34

Symposium – Soziale Revolution oder bürgerliche Demokratie? Teil 3.2

Thema: Über die Rolle der KPD Abwehr in Spanien

„Die KPD hatte mit ihrer Abteilung Abwehr und Gegnerarbeit einen eigenen „Geheimdienst“ in Spanien geschaffen, dessen Mitglieder auch in den spanischen Diensten aktiv waren. Die KPD-Abwehr konzentrierte sich vor und nach den Mai-Ereignissen in Barcelona vor allem auf die ausländischen Mitglieder und Sympathisanten des POUM und der CNT-FAI.

Die Verhaftung und Ausweisung deutscher KPD/O- und SAP-Mitglieder ging vielfach auf das Betreiben der KPD-Abwehr zurück.“

Zur Person:

Beruf: Werkzeugmacher, Studium der Philosophie, 1979 Promotion KMU Leipzig, danach TH Karl-Marx-Stadt, von 1980 bis 1990 Berufsverbot, nach Rehabilitierung bis 2008 Fachbereich Politikwissenschaft TU Chemnitz.
Veröffentlichungen zu Hannah Arendt, Rosa Luxemburg, Maria Reese. Bücher:  Kommunistische Internationale und Spanischer Bürgerkrieg, Biographisches Lexikon der deutschen Spanienkämpfer Bd. 1 und 2, Reprint „Pasaremos“.
Arbeitsschwerpunkt: Spanischer Krieg, Internationale Brigaden und Kommunistische Internationale

Harald Wittstock

Zeit: 17:42

Symposium – Soziale Revolution oder bürgerliche Demokratie? Teil 4

Thema: Die Rezeption der Mai-Ereignisse 1937 in der Erinnerung der Interbrigadisten und in der Literatur der DDR

Zur Person:

Beruf: Diplomjurist. Schwiegersohn des Spanienkämpfers Karl Kleinjung. Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender des Vereins „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 – 1939“ (KFSR). Mitautor der Biografischen Lexika der DRAFD und „Sie werden nicht durchkommen! Band 1 und 2: Deutsche an der Seite der Spanischen Republik und der sozialen Revolution“, Verlag Edition AV.

Dr. Kerstin Hommel

Zeit: 17:30

Symposium – Soziale Revolution oder bürgerliche Demokratie? Teil 5

Thema: Barcelona im Mai 1937 – Eine linke Tragödie

„In einer Zeit, in der anderswo in Europa Antifaschisten Verfolgung und Verhaftung ausgesetzt waren, wird ausgerechnet in Spanien, wohin Internationale Freiwillige aus über 50 Ländern zur Verteidigung der Republik aufbrachen, eine linkssozialistische Partei, der konsequent antistalinistische POUM verboten, seine Mitglieder verfolgt.
Wenn wir Erfahrungen der Kämpfer für die Freiheit an die nachkommenden Generationen weitergeben, können die bitteren dabei nicht ausgespart werden.
Mit Akzeptanz verschiedene Zugänge und Standpunkte zuzulassen, sich offen zuzuhören – ist ein notwendiger Lernprozess.“

Zur Peron:

Beruf: Slavistin, aktuelle Tätigkeit: Sprachtherapeutin.
Seit 2009 Mitglied und seit Herbst 2014 Vorsitzende des Vereins „Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 – 1939“ (KFSR), insbesondere verantwortlich für die internationale Zusammenarbeit und Kontakte, Mitarbeit in der Redaktion der Zeitschrift des KFSR „No pasarán“

Redaktion KFSR

Redaktion KFSR