Die Unterdrückung der Lehrer durch die Franco-Diktatur – Facebook-Eintrag von Asociación Recuperación Memoria Histórica Aranjuez vom 01.07.2017.

Die Unterdrückung der Lehrer durch die Franco-Diktatur

Ein grundlegendes Ziel des Putsches vom 18. Juli 1936 war es, den Fortschritt in Bildung und Erziehung zu beseitigen. Die Gewalt hinter den Fronten in Bürgerkriegen hat oft niedrige Motive, persönliche Rache, Neid, Groll. Jedoch im Fall der systematischen Morde an Lehrern beim Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges leiteten politische Gründe die individuellen Grausamkeiten.

Castelao: Die letzte Lektion des Lehrers ©Enrique Martínez-Salanova Sánchez

Hinter den Morden, der Grausamkeit, dem Schmerz und der Angst stand die Politik des Franquismus: eine systematische Kampagne der Auslöschung der Bildungs- und Kulturpolitik der Republik. 1937 erklärte José Pemartín, Leiter der Verwaltung der Mittleren und Höheren Bildung [des Franco-Regimes]: „Etwa 75 Prozent des Lehrpersonals hat die nationale Sache verraten, einige offen, andere verdeckt, diese sind die gefährlichsten (…). Eine unvermeidliche Säuberung wird ohne Zweifel die Anzahl der Personen in der öffentlichen Bildung beträchtlich verringern.“ In den neun Provinzen, von denen voll­ständige Daten existieren, wurden etwa 250 Lehrer exekutiert. Und 54 Sekundarschulen, die von der Republik geschaffen worden waren, wurden geschlossen. Außerdem erlitten etwa 25 Prozent der Lehrer Repressionen und 10 Prozent erhielten zeitlebens Berufsverbot. Im Baskenland und in Katalonien wurden alle Lehrer entlassen und mussten ihre Wiederzulassung in einer aufwendigen Prozedur beantragen. Die überwiegende Mehrheit der Exekutionen von Lehrern fand am Beginn des Bürgerkrieges, zwischen Juli und Oktober 1936, statt. Alle Ereignisse waren erbarmungslos.

Es handelte sich nicht nur um persönlichen Hass und Groll: Es sollte ein Klima der allgemeinen Angst geschaffen werden. Das zukünftige Regime sollte ein totalitäres sein, keine wohlwollende Diktatur. Und eine der Charakteristiken eines totalitären Regimes ist „ein System des Terrors, geschaffen durch die Kontrolle durch die Partei und die Polizei“. So war es seit dem Putsch am 18. Juli 1936 und es dauerte lange an. Das Ziel war deutlich ausgedrückt: Der Punkt 6 der 26 Punkte der Falange erklärte, dass „unser Staat ein totalitäres Instrument sein solle“. Die Erinnerung daran ist lebendig geblieben, trotz der vierzig Jahre der Diktatur und nach dreißig Jahren Demokratie. Sie bildet einen Teil dieses etwas luftigen Begriffs: das historische Gedächtnis.

Ziel der Exekutionen war, den durch die Lehrer und die Bildung verkörperten Geist der Republik aus­zulöschen; eine allgemeine Furcht zu schaffen. Diese Gründe wurden durch Rachegefühle verstärkt. Die Verantwortlichen für die Durchführung der Repressionen waren nicht nur die Henker. Diese waren im Allgemeinen bewaffnete und mordlüsterne Gruppen von Falangisten, die anschließend mit den Mord­taten im Dorf prahlten und die Einwohner einschüchterten. Ein großer Teil der Verantwortung fällt auf die Priester der katholischen Kirche: Diese erarbeiteten schwarze Listen und begleiteten die Er­schießungen. Die Zeugnisse dafür sind überwältigend.

Die Kirche spielte eine fundamentale Rolle bei der Unterdrückung und Säuberung der Lehrerschaft. Ich glaube, wesentlich wegen der Rolle, die die Lehrer der Republik bei Anwendung der Regelungen über Abschaffung der religiösen Bildung spielten, als den religiösen Gemeinschaften die Bildungsfunktionen entzogen wurden. Darum spielten zahlreiche Angehörige des Klerus der katholischen Kirche eine bedeutende Rolle bei der Repression. In den Archiven der Provinz Cádiz und der Gemeinden existieren Zeugnisse für das Eingreifen des Klerus, die konkreten Denunziationen, die sie machten, vorrangig gegen Lehrer. Als die Säuberungskommissionen ihre Tätigkeit aufnahmen waren im Bildungswesen eines ihrer Mittel im Säuberungsverfahren die Berichte, die ein Gemeindepriester über das Verhalten des Lehrers vorzulegen hatte.

Das war der Nationalkatholizismus. Auf dem Gebiet von Bildung und Kultur die Beseitigung der humanistischen, liberalen und reformerischen Tradition. Der Bau von Schulen war lange Jahre gestoppt; die Lehrerschaft wurde dezimiert; die öffentliche Bildung schlecht behandelt, da sie als Keim des Laizismus angesehen wurde; die Ungleichheit der Einrichtungen und der Schüler begünstigt; die Indoktrination war unbarmherzig. Erinnern Sie sich an die Worte aus dem Katechismus von Ripalda: „Gibt es weitere schädliche Freiheiten? Ja, Herr, die Bildungsfreiheit, die Meinungsfreiheit und die Ver­sammlungs­freiheit. Warum sind diese Freiheiten schädlich? Weil sie dazu dienen, Falsches zu lehren und das Laster zu propagieren.“

So war die Bildung unter dem Franquismus. Nach dem Ende des Krieges, 1943, erklärte der Bildungs­minister José Ibáñez Martín vor dem Parlament, dass „das wirklich Wichtige vom politischen Standpunkt aus sei, aus der Lehre und dem wissenschaftlichen Schaffen die ideologische Neutralität zu entfernen und den Laizismus zu beseitigen, um eine neue Jugend zu formen, die vom augustinischen Prinzip, das viel Wissen nicht zum Höchsten Wesen führt, beherrscht ist.“ Das Konkordat von 1953 zwischen dem spanischen Staat und dem Vatikan bestätigte das katholische Monopol über die spanische Bildung. Der Staat garantierte den katholischen Religionsunterricht als obligatorischen Bestandteil der Lehrpläne aller Bildungseinrichtungen des Landes aller Klassen und Niveaus, sowie der Über­ein­stimmung aller Unterrichtsinhalte mit den Lehren der katholischen Kirche. Diese sorgte für die Reinheit des Glauben, die guten Sitten und die Religionslehre. Ebenso konnte sie Bücher, Veröffentlichungen und Lehrmaterialien, die gegen die katholische Moral und das Dogma verstießen, verbieten und einziehen.

Um das Bildungswesen unter dem Franquismus zu formen, mussten die republikanischen Lehrer beseitigt werden. So war es seit Kriegsbeginn. Wir wissen, dass die Reinigungen nach dem Krieg in massiver Form fortgeführt wurden. Nicht nur unter den Lehrern, selbstverständlich. Die Gesetzgebung über Politische Verantwortlichkeiten und die Unterdrückung der Freimaurerei und des Kommunismus führte zu einer ausgedehnten Säuberung: Gabriel Jackson schätzt die Anzahl der Todesfälle von republikanischen Gefangenen auf 200.000; außerdem gab es viele andere Formen politischer Sanktionen, das reichte von beruflichen Säuberungen bis zu langen Gefängnisstrafen. Zwanzig Jahre nach Kriegsende bestätigte das Gesetz über die Prinzipien der Nationalen Bewegung von 1958 die Grundlagen der Diktatur, darunter, dass die Nation katholisch sei und das nur die katholische Religion praktiziert werden könne.

Quellenhinweise: Facebook-Eintrag von Asociación Recuperación Memoria Histórica Aranjuez vom 01.07.2017 [Text wurde entnommen aus: http://www.uhu.es/cine.educacion/cineyeducacion/temasmariposas.htm]
(Auszüge aus dem Vorwort von José María Maravall zum Buch „Maestros de la República: Los otros santos, los otros mártires“ [Lehrer der Republik: die anderen Heiligen, die anderen Märtyrer] von María Antonia Iglesias, Madrid, 2006). Das Buch kann man im Internet gratis herunterladen.

Übersetzung: M. Bremer.

Redaktion KFSR

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