Barcelona erinnert sich an die Internationalen Brigaden. Von Denis Rogatyuk.

Titelbild: Barcelona 2018. Foto: Denis Rogatyuk.

Barcelona erinnert sich an die Internationalen Brigaden

Von Denis Rogatyuk.

Am nördlichen Stadtrand von Barcelona, an der Rambla de Carmel, steht eines der visuell eindrucksvollsten und symbolischsten Denkmäler für die Freiwilligen der Abraham Lincoln Brigade der Internationalen Brigaden. „David und Goliath“, entworfen vom amerikanischen Bildhauer Roy Shifrin, und erstmals 1988 enthüllt, war der prominenteste Treffpunkt für den 80. Jahrestag der Abreise der Internationalen Brigaden aus Barcelona am 28. Oktober  2018.

Organisiert von der Vereinigung der Freunde der Internationalen Brigaden (AABI) mit Unterstützung des Stadtrates von Barcelona und der katalanischen Regionalregierung, fanden die Veranstaltungen zur Erinnerung an die Abreise der Freiwilligen vom 25. bis 28. Oktober in ganz Katalonien statt.

Am 25. Oktober fand in der Stadt l’Espluga de Francolí, nördlich von Tarragona, eine Kundgebung statt, um an eine der letzten Abschiedsaktionen für die 2.000 internationalen Freiwilligen zu erinnern, die auf ihrem Weg nach Barcelona, genau 80 Jahre zuvor, durch die Stadt marschierten. Am nächsten Tag fand an der Universitat de Barcelona eine Reihe von Seminaren statt, bei denen Debatten und Diskussionen über einige der vergessenen Freiwilligen, ihr Erbe in ihren Herkunftsländern und ihre Bedeutung für die  antirassistischen und feministischen Kämpfe unserer Zeit stattfanden. Zu den Diskussionsteilnehmern gehörten unter anderem Vjeran Pavlaković, ein Forscher mit Schwerpunkt auf den Freiwilligen aus dem ehemaligen Jugoslawien, der die Erfahrungen der Freiwilligen (darunter Josip Broz Tito) während ihres Kampfes gegen den Faschismus und seine Bedeutung für den zukünftigen Widerstand gegen die italienische und die nationalsozialistische Besetzung seines Landes hervorhob. Rocio Velasco de Castro präsentierte den bisher unbekannten Fall von arabischen Freiwilligen, die auf Seiten der Republik kämpften, darunter vor allem der Palästinenser Muhammad Nayati Sidqi, der aktiv an der Organisation antifaschistischer Propaganda beteiligt war und die marokkanischen Soldaten der französischen Armeen davon überzeugte, sich der republikanischen Sache anzuschließen. Die Foren wurden von einer von der Universität organisierten Ausstellung begleitet, die die Erinnerungsstücke, Kunst und Literatur über die Internationalen Brigaden aus der ganzen Welt zeigte. [Lesen Sie auch: Die unbekannte Brigade, Aus „El País“, Barcelona, 27.10.2018. Von Carles Geli und in deutscher Übersetzung von Sigrid Melanchthon hier]

Am 27. Oktober fand ein Besuch und eine Versammlung in der Fosal de La Pedrera im Südosten Barcelonas statt, wo sich eines der bekanntesten Massengräber aus der Bürgerkriegszeit in Katalonien befindet. Der Akt des Gedenkens würdigte die Teilnahme der internationalen Freiwilligen Österreichs, Deutschlands und der Juden sowie der zahlreichen Opfer französischer und nationalsozialistischer Diktaturen, allen voran Lluís Companys, des Präsidenten von Katalonien während des Krieges, der 1940 von der Gestapo hingerichtet wurde.

Am 28. Oktober, dem letzten Tag der Gedenkfeiern, organisierte der Stadtrat von Barcelona eine kulturelle Veranstaltung im Rambal del Carmel, an der unter anderem Ada Colau, die Bürgermeisterin von Barcelona, der Komponist Xavier Albertí, der Musiker Paco Ibáñez, die Schauspielerin Mercè Arànega, der amerikanische Wissenschaftler und Vertreter der Abraham Lincoln Brigade Association in Europa, Robert Coale und der Vorsitzende von AABI, Almudena Cros, teilnahmen.

Ada Colau erinnerte an das Beispiel der Tapferkeit der Freiwilligen bei der Konfrontation und dem Widerstand gegen die heutige extreme Rechte und dem Kampf für demokratische Alternativen. Sie fügte auch hinzu, dass sie in ihrer Arbeit „weiterhin ein republikanisches und antifaschistisches Barcelona aufbauen wird“. Robert Coale hielt eine Laudatio, in der er an die 2.000 Freiwilligen aus Amerika erinnerte, von denen ein Drittel in Spanien starb und eine Reihe später sowohl an den Landungen in der Normandie als auch an der Befreiung von Paris teilnahm, wodurch die historische Verbindung zwischen dem antifaschistischen Kampf in Spanien und dem Zweiten Weltkrieg hergestellt wurde.

Almudena Cros würdigte die überlebenden Mitglieder der internationalen Brigaden aus der ganzen Welt – die Brüder Almudéver, Geoffrey Servante in England, Virgilio Fernandez de Real in Mexiko, sowie die Veteranen der spanischen republikanischen Streitkräfte wie Luis Martín Bielsa und forderte die Teilnehmer auf, „ihre Fackel aufzuheben und diese Reise gegen Faschismus und Kapitalismus fortzusetzen“, insbesondere im Zusammenhang mit dem Aufstieg der rechtsextremen und faschistischen Kräfte in den Vereinigten Staaten und Europa. [Vollständiger Text der Rede von Almudena Cros in Spanisch und in Deutsch – Übersetzung von M. u. M. Bremer hier.]

Der letzte Akt der Erinnerung fand am Fuße der Statue „David und Goliath“ statt, mit der gemeinsamen Kranzniederlegung durch Ada Colau, Mitglieder von AABI und die Familienmitglieder und Nachkommen der Freiwilligen, wobei Hunderte von Teilnehmern dem Andenken der Gefallenen ihren Respekt zollten. Die Massenbeteiligung bedeutete ferner sowohl das anhaltende Interesse an der Bewahrung des Andenkens an die Internationalen Brigaden als auch den Wunsch der politischen Kräfte des linken und fortschreitenden Wandels, wie des Stadtrates von Barcelona, ihr Erbe offen anzunehmen und zu fördern.

Übersetzung: Hans-Jürgen Schwebke.

Pressetext von D. Rogatyuk in Englisch hier.

Redaktion KFSR

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