„80. JAHRESTAG DER AUFSTELLUNG DER INTERNATIONALEN BRIGADEN – Spanien, Tage im Oktober 2016“ – Von Dr. Artur Pech, Schöneiche.

Titelfoto: Gabriele Senft – 28.10.2016 Erinnerung an die Internationalen Brigaden in der Universitätsstadt von Madrid – Joseph Almudever im Gespräch mit Studentinnen und Studenten.

Dr. Artur Pech, Schöneiche: „80. JAHRESTAG DER AUFSTELLUNG DER INTERNATIONALEN BRIGADEN – Spanien, Tage im Oktober 2016“. In: www.dielinke-oder-spree.de – WIDERSPRUCH November 2016. Eingesandt am 02.11.2016.

Zur Verteidigung der Republik genehmigte die spanische Regierung am 22. Oktober 1936 die Aufstellung der Internationalen Brigaden. 80 Jahre später kamen wir nach Madrid, um dieses Ereignis zu würdigen. Noch bevor wir unser Hotel erreichten, hatten wir eine erste Begegnung mit der Spanischen Republik. Auf der Puerta del Sol, gab es eine Demonstration gegen die herrschende neoliberale Politik. Und nicht nur einmal wehte über den Köpfen der Demonstranten die rotgelb-violette Fahne der Zweiten Republik. Diese Fahne begleitet viele aktuelle Kämpfe im Land und ist immer auch eine Kampfansage an die Monarchie. Als wir am späten Nachmittag vor dem Prado standen, zog wieder eine Demonstration unter diesen Fahnen an uns vorbei. Und es geht es wahrlich nicht nur um Geschichte, wenn an der Sammelstelle für Touristenbusse ein rot-gelb-violetter Aufkleber mit dem Text prangt: „Für eine Republik der Arbeiter“. Es waren nicht nur die Tage eines historischen Jubiläums. Es waren auch die Tage der Wiederwahl eines spanischen Ministerpräsidenten aus der von einem Minister des faschistischen Franco-Regimes gegründeten spanischen Volkspartei PP. Das ist heute ein zentrales Problem Spaniens: Dort wurde der Faschismus nicht zerschlagen, sondern er starb im Bett. Folgen dieser Entwicklung wirken bis in die Gegenwart. Und dennoch: Auch in die spanische Politik ist Bewegung gekommen. Schon äußerlich zu erkennen ist diese Bewegung am Rathaus von Madrid. Gerade in Zeiten, in denen die EU ihre Außengrenzen abschottet und Spanien seinen Teil zu dieser Politik beiträgt, ist weithin das am Rathaus angebrachte Transparent zu sehen: REFUGEES WELCOME.

Am Abend präsentierte der Interbrigadist Joseph Almudever (geboren am 30. Juli 1919) in der zentralen Buchhandlung seine Memoiren. Schon der Titel macht deutlich: Es war die von den Westmächten getragene Politik der „Nicht-Intervention“, die einen wesentlichen Beitrag dazu leistete, dass Franco im Bündnis mit den deutschen und italienischen Faschisten die Republik niederwerfen konnte. Beeindruckend war für mich die Schlagfertigkeit, mit der ein 96-jähriger Mann die Erkenntnisse seines Lebens präsentierte – bis hin zu Abfuhr, die er verbreiteten Illusionen über den kapitalistischen Charakter der Europäischen Union bereitete. Seine Geschichte ist eben keine rückwärts gewandte Erinnerung an alte Zeiten sondern ein Eingreifen in aktuelle Kämpfe. Nach einem Besuch von Orten der schon von Ludwig Renn geschilderten Schlacht von Guadalajara ging es zum Friedhof Fuencarral. Dort waren gefallene Interbrigadisten beerdigt worden. Später wurden ihre Gräber geschändet und sie in bis heute nicht identifizierten Massengräbern verscharrt. Beeindruckend und von großer

Symbolkraft auf diesem Friedhof ist das Ehrenmal für die gefallenen sowjetischen Freiwilligen. Ein Ort heftiger politischer Auseinandersetzungen ist bis heute das Denkmal für die Internationalen Brigaden in der Universitätsstadt Madrid. Versuche, diese Erinnerungsstätte zu schleifen, sind bisher auch daran gescheitert, dass es sich auf Universitätsgelände befindet und von der Universität auch verteidigt wird. Höhepunkt des Aufenthalts war schließlich die Namensgebung für den Jardin de las Brigadas Internationales. Dort trafen sich die aus vielen Ländern angereisten Delegationen mit den spanischen Kämpfern und Freunden der Internationalen Brigaden. Die eigentlich geplante Einweihung eines Denkmals musste verschoben werden, weil die spanische Bürokratie bis zum 80. Jahrestag nicht alle erforderlichen Genehmigungen erteilt hatte. Aus den vielen Reden, die auf diesem Platz gehalten wurden, blieb mir eine scheinbare Nebensache in Erinnerung: Die deutliche Bewegung unter den Anwesenden, als eine Rednerin von den syrischen Freiwilligen in den Internationalen Brigaden sprach. Es sind nur noch wenige lebende Interbrigadisten unter uns.

Wir stehen auch angesichts (neo-) faschistischer Bestrebungen, rassistischer und fremdenfeindlicher Politik in der Verantwortung, ihre Losung im Kampf gegen den Faschismus aufzunehmen: No Paseran! Die Faschisten werden nicht durchkommen.

Redaktion KFSR

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