Wir sind, was wir erinnern! – Kundgebung am Gedenkstein der Spanienkämpfer in Potsdam. Von Christian Raschke.

Titelfoto: Rede von Hannelore Schliwinski, Tochter des Spanienkämpfers Otto Schliwinski am 11.11.2016 in Potsdam, Gedenkstein der Spanienkämpfer am Treffpunkt Freizeit.  Quelle: Christian Raschke.

Wir sind, was wir erinnern! – Veranstaltung in Potsdam am 11.11.2016

Wir sind, was wir erinnern! Unter diesem Motto fand am 11.11.2016 in Potsdam am Gedenkstein der Spanienkämpfer eine Kundgebung und später im Buchladen Sputnik in der Potsdamer Innenstadt eine Veranstaltung zum 80. Jahrestages des Beginns des Spanischen Bürgerkrieges und der Aufstellung der Internationalen Brigaden statt. Organisiert hatte die Veranstaltung die VVN-BdA Potsdam und die linksjugend [’solid] Brandenburg. Für die Kundgebung konnte Hannelore Schliwinski, Tochter des Spanienkämpfers Otto Schliwinski, als Rednerin und Harald Wittstock, Mitglied des KFSR-Vorstand und Buchherausgeber, als Referent für die spätere Veranstaltung gewonnen werden.

Das Motto der Veranstaltung war nicht zufällig gewählt, denn der Gedenkstein besitzt eine interessante Geschichte, die besonders geprägt ist durch die Auseinandersetzung der letzten Jahre, diesen Gedenkstein wieder als ein Gedenkort anzuerkennen und würdig zu gestalten. Wie schon andere Gedenkorte, Straßen oder Kulturhäuser in Potsdam zuvor, sollte auch dieser Gedenkstein verschwinden und damit die Erinnerung an die Potsdamer Spanienkämpferinnen und Spanienkämpfer.

Gedenkplakette Spanienkämpfer PotsdamEingeweiht wurde der Gedenkstein am damaligen Pionierhaus „Erich Weinert“ und heutigen Treffpunkt Freizeit am 04.10.1969 zum 33. Jahrestag der Gründung der Internationalen Brigaden durch ehemalige Spanienkämpfer. Es wurde ein Ehrenhain gepflanzt und regelmäßig fanden Arbeitseinsätze und Veranstaltungen statt. Im Pionierhaus selber gab es ein sogenanntes Spanienkabinett. Seit 1990 wurde an das Leben und Wirken der Potsdamer Spanienkämpfer nicht mehr öffentlich erinnert. Schlimmer noch, fast alle Erinnerungsorte wurden getilgt und Schulen und Straßen umbenannt. Potsdam reihte sich in die Tradition vieler deutscher Städte ein, den antifaschistischen Widerstandskampf und die daran geknüpfte Gedenkkultur auszuradieren.

Die VVN-BdA Potsdam setzte sich jedoch für die Wiederbelebung der Erinnerung und die Erneuerung des Gedenksteins ein. Erstmals fand im Juli 2010 eine Gedenkveranstaltung am Gedenkstein statt, der als solcher nicht mehr zu erkennen war. Man begann für eine würdevolle Wiederherstellung des Gedenksteins zu werben. Ein Jahr später fand anlässlich des 75. Jahrestages der Gründung der Internationalen Brigaden nicht nur eine Gedenkveranstaltung am Treffpunkt Freizeit, sondern zugleich ein Antifa-Kongress statt. Mittels einer provisorischen Plakette als Ersatz für die kurz nach der politischen Wende gestohlene Messing-Plakette wurde der Gedenkstein vorläufig als solcher erkennbar gemacht.

Die Stadt Potsdam jedoch schien weiterhin kein Interesse an einer würdevollen Wiederherstellung des Gedenksteins und einer Gedenkkultur an die Spanienkämpfer zu haben. In einem Gutachten im Auftrag der Stadt wurde Anfang der 1990er Jahre die Beseitigung gefordert. Mit der Auseinandersetzung zur Wiederherstellung des Gedenksteins negierte die Stadt zuerst den Denkmalstatus, dann wurde darauf verwiesen, dass mit dem derzeitigen Zustand des Steins und der gestohlenen Messing-Plakette eine Unterschutzstellung fraglich wäre. Die gesammelten Spenden sollten lieber sozialbedürftigen Vereinen zur Verfügung gestellt werden, so die Stadt.

Doch die VVN-BdA ließ sich nicht beirren und sammelte weiter Spenden und engagierte sich für eine Erneuerung der Plakette. In diesem Jahr schließlich, zum 80. Gedenkjahr des Beginns des Spanischen Bürgerkrieges und der Aufstellung der Internationalen Brigaden, konnte eine Gedenkkundgebung zur Erinnerung an die Spanienkämpfer an einem nun würdevollen Gedenkstein durchgeführt werden. Beeindruckend für die rund 30 Zuhörenden in eisiger Kälte war vor allem die Rede von Hannelore Schliwinski, die in ihrem Beitrag den Bogen von der Vergangenheit zur aktuellen politischen Lage spannte. Weitere Redebeiträge gab es von den beiden Veranstaltern VVN-BdA und linksjugend [’solid]. Nach einer Gedenkminute wurden Blumen, Kränze und Kerzen am Gedenkstein niedergelegt.

Harald Wittstock berichtete am Abend im Buchladen Sputnik den 40 vor allem jungen Gästen über die Situation in Spanien im Jahr 1936 und die Reaktion auf den Putsch Francos in und außerhalb Spaniens. Ein Schwerpunkt seiner Ausführungen war die Aufstellung der Internationalen Brigaden vor 80 Jahren und die Lehren aus dem Kampf für heute.

Christian Raschke (Mitglied der VVN-BdA und Neumitglied im KFSR)

Download: Rede am Denkmal in Potsdam_11_11_2016_H.Schliwinski

Rede Hannelore Schliwinski, Tochter des Spanienkämpfers Otto Schliwinski am 11.11.2016 in Potsdam, Gedenkstein der Spanienkämpfer am Treffpunkt Freizeit.

Redaktion KFSR

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