Spaniens Himmel Neuer Ausstellungskatalog über den Kampf für die Zweite Republik erschienen. Von Ronald Weber.

Titelfoto: Gerda Taro fotografierte republikanische Kämpferinnen im spanischen Bürgerkrieg (1936).
Foto: Wikimedia Commons/Gerda Taro/public domain

Spaniens Himmel

Neuer Ausstellungskatalog über den Kampf für die Zweite Republik erschienen

Von Ronald Weber

Telegraph, Sondernummer 2017, Ausstellungskatalog: Tragödie der Freiheit. Revolution und Krieg in Spanien (1936–1939). Fragmente. 199 S., 12 Euro, Bezug per E-Mail: info@telegraph.cc, www.telegraph.cc

Ausstellungen sind auch in Zeiten der Digitalisierung nach wie vor ein hervorragendes Mittel der politischen Bildung. Visualisieren sie doch nicht nur ihren Gegenstand, sondern bringen auch Menschen an einem Ort zusammen und im besten Falle miteinander ins Gespräch. In bezug auf den Spanischen Krieg, der im Sommer 1936 auf den Putsch der reaktionären Militärs rund um Francisco Franco folgte und der 1931 ausgerufenen Zweiten Republik schließlich den Garaus machte, gilt dies in besonderer Weise. Denn die vielfach auch als Bürgerkrieg bezeichnete Auseinandersetzung war auch ein Krieg der Worte und Bilder, die bis heute wesentlich das historische Gedächtnis bestimmen: vom nach wie vor populären Slogan »¡No Pasarán!« über die Fotografien von Gerda Taro und Robert Capa bis hin zu den unzähligen Plakaten, die im Auftrag der Republikanischen Regierung oder im Umfeld einzelner politischer Gruppen und Milizen entstanden.

»Tragödie der Freiheit. Revolution und Krieg in Spanien 1936–39. Fragmente« heißt die umfangreiche Wanderausstellung, die Angehörige der Redaktion der Zeitschrift Telegraph gemeinsam mit der anarchistischen »Bibliothek der Freien«, dem Kreuzberger Prometheus-Antiquariat sowie weiteren Einzelpersonen im vergangenen Jahr anlässlich des 80. Jahrestags des Kriegsbeginns erarbeitet haben. Nun liegt als Sondernummer des Telegraph der Katalog vor, der sämtliche Texte der Ausstellung sowie zahlreiche Bilder und Originaldokumente präsentiert.

Wer sich bisher noch wenig mit der Geschichte Spaniens in den 1930er Jahren beschäftigt hat, findet hier einen guten Einstieg. Die jeweiligen Kapitel behandeln die wichtigsten Aspekte des Krieges (die Rolle der faschistischen Staaten Italien und Deutschland, den Einsatz der Internationalen Brigaden, den Versuch der Anarchisten, die soziale Revolution voranzutreiben) und sparen auch dessen problematische Seiten nicht aus: die Konflikte zwischen dem auf eine soziale Revolution orientierten Teil der spanischen Arbeiterbewegung und den unbedingten Verteidigern der Republik. Hierher rührt auch der Titel der Ausstellung. Das Bündnis, das die spanische Linke eingegangen war und das im Februar 1936 zum Sieg der Volksfront geführt hatte, zerbrach im Laufe des Krieges an der Notwendigkeit der Einrichtung einer starken, zentralistischen republikanischen Verteidigungsarmee sowie den verschiedenen politischen Interessen von Linksradikalen und Anarchisten sowie Kommunisten. Die sogenannten Mai-Ereignisse von 1937, die oft als »Bürgerkrieg im Bürgerkrieg« bezeichnet werden, sind ein Beispiel dafür. Ihnen widmet die Broschüre ein eigenes Kapitel. Ebenso den Versuchen der Abwehrabteilung der KPD, politisch nicht genehme Antifaschisten erst gar nicht nach Spanien gelangen zu lassen.

»Geschichte muss immer neu rekonstruiert und angeeignet werden, individuell und kollektiv«, schreiben die Herausgeber in ihrem Vorwort. Die Broschüre zur Ausstellung »Tragödie der Freiheit« leistet einen wertvollen Beitrag hierzu.

Quelle: junge Welt (jW), Aus: Ausgabe vom 03.07.2017, Seite 15 / Politisches Buch

Redaktion KFSR

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