Zum 70. Todestag von Hans Kahle – Brief von Hans Kahle an Wilhelm Pieck vom 26.III.37

Zum 70. Todestag von Hans Kahle am 1. September 2017 veröffentlicht die Redaktion seinen Brief an Wilhelm Pieck vom 26.III.37. Es ist ein stolzer Brief, den Kahle nach der Jarama-Schlacht schrieb. Er hatte als Kommandeur großen Anteil daran, dass es den Franquisten nicht gelungen war, den Belagerungsring um Madrid am Jarama zu schließen.

Abschrift

den, 26.III.37

Lieber Genosse Wilhelm,

über die militärischen Erfolge der 11. Brigade und ihrer deutschen Bataillone „Thälmann“ und „Edgar Andre“ bist du sicher unterrichtet. Wir können mit Stolz sagen, dass wir am Jarama und bei Guadalajara den Hauptstoss der Faschisten aufgehalten haben.
Bei dem letzten großem  Gegenstoss an der Guadalajarafront haben sich insbesondere unsere spanischen Bataillone „Apoyo“ und „Pasionaria“ sowie das Thälmann-Bataillon ausgezeichnet. Wir haben den Italienern ein Geschütz, sechs Maschinengewehre, mehrere Camions und ungeheure Mengen Munition abgenommen.
Die erbeutete Munition füllt in unserem Munitionsdepot 3 grosse Räume aus.
Mit dem eroberten  Geschütz hat unser Batterie , die den Namen Anna Pauker trägt, bereits erfolgreich die Faschisten beschosen.
Trotz 43 Tagen schwerer Kämpfe bei Schnee, Regen und Sturm ist die Stimmung aller unserer Genossen glänzend. Jetzt haben wir ein paar Tage Ruhe und nutzen diese Zeit zur politischen Arbeit. Vorgestern war der Genosse Franz (Dahlem, W.A.) bei uns. Wir hatten eine glänzende einheitliche Parteiversammung, in der wir feststellten, dass trotz aller schweren Verluste im Kampf sich neue, wertvolle Kader entwickeln.
Der spanische Bürgerkrieg ist jetzt in ein neues, vielleicht das entscheidende Stadium getreten.
Dem Schlag gegen Mussolinis Landsknechte  müssen rasch neue Schläge folgen.
Wir werden wieder dabei sein und unserer stolzen Partei  und der ganzen deutschen Arbeiterklasse Ehre machen. Oft suchen unsere Gedanken den Genossen Thälmann. Wir hoffen, dass er weiss, die von ihm erzogenen Kader stehen ihren Mann im Kampf gegen den internationalen Faschismus.

Im Namen der ganzen 11. Brigade ein kräftiges Rot- Front ! Hans K.

Quelle: Archiv Werner Abel (AWA). Der Brief von Hans Kahle an Pieck hat die Signatur RGASPI 495-293-152, S.20-21.

Erklärung des Namen:
Wilhelm Pieck war zu dieser Zeit Vorsitzender der KPD und Mitglied des Präsidiums der Kommunistischen Internatione. Er lebte in Moskau.
Franz Dahlem war der Vertreter der KPD in Spanien und zuständig für alle sich dort aufhaltenden Genossen.
„Batterie Anna Pauker“: Anna Pauker (1893-1960), Mitglied des ZK der KP Rumäniens und zu dieser Zeit in Rumänien inhaftiert.

Quelle: Archiv Werner Abel (AWA).

Der Brief von Hans Kahle an Pieck hat die Signatur RGASPI 495-293-152, S.20-21.

Redaktion KFSR

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