Es fehlt ein Nürnberger Prozess in Spanien, um die Verbrechen des Franquismus zu richten. Von Eloi Martinez, Präsident der Association pour le Souvenir de L’Éxil Républicain (ASEREF ) – Vereinigung zur Erinnerung an das Republikanische Exil.

Titelbild: Von Links nach rechts Eloi Martinez, Präsident von ASEREF, Denis Pierre Gocioso, Fernando Valderrama neuer spanischer Konsul in Montpellier und Robert Crauste Bürgermeister von Grau du Roi. Foto: Benjamin Garcia.

„Es fehlt ein Nürnberger Prozess in Spanien, um die Verbrechen des Franquismus zu richten.“

Rede des Präsidenten der Association pour le Souvenir de L’Éxil Républicain (ASEREF ) – Vereinigung zur Erinnerung an das Republikanische Exil – , Herrn Eloi Martinez, bei einer Zeremonie zu Ehren der Seeleute der Andutz Mendi in Grau du Roi am 27. Juli 2018 in Grau du Roi (Frankreich)

Eloi Martinez, Präsident der ASEREF, Le Grau du Roi am 27. Juli 2018

Sehr geehrte(r)
Herr Generalkonsul von Spanien,
Herr Bürgermeister von Grau du Roi,
Damen und Herren Stadträte,
Damen und Herren Repräsentanten von zivilen und militärischen Autoritäten,
Damen und Herren Fahnenträger,
Herr Vorsitzender der Association des Marins et Marins Anciens Combattants (AMMAC – Vereinigung der Seeleute und ehemaligen  Kämpfer),
Damen und Herren Mitglieder der Vereinigung

Meine Damen und Herren, wie in jedem Jahr von nun an treffen wir hier zusammen auf dem Friedhof Boucanet in Grau du Roi, um der toten und verschwundenen Seeleute der Andutz Mendi zu gedenken, aber auch zu Ehren der Fischer dieser Stadt, die mit Solidarität im Herzen gehandelt haben, als sie erfuhren, dass andere Seeleute in Todesgefahr waren.

Die Solidarität der Leute des Meeres, wie man sagt, wurde hier in Grau du Roi ohne Zögern praktiziert. Unsere Vereinigung, die sich aus Nachfahren des spanischen republikanischen Exils zusammensetzt, dankt den solidarischen Seeleuten, auch dieser Stadt, die weiß, was das historische Erinnern bedeutet und wie wichtig es ist, die Forschungen und Recherchen nach der historischen Wahrheit fortzusetzen.

Ich danke dem Herrn Bürgermeister, der den Fortbestand dieser Zeremonie wollte, dem verstorbenen Angehörigen des Bürgermeisteramtes, Jean-Pierre Bas, für seine Initiative 1977 zu diese Stele, und ganz besonders dem Herrn Präsidenten Pierre Denis Gozioso für die Ermöglichung dieser Zeremonie.

Was uns betrifft, so haben wir diese Geschichte 2011 entdeckt, und seit dem bemühen wir uns, an jeder Gedenkfeier teilzunehmen, unsere Anwesenheit soll die spanische Republik ersetzen, die das republikanische spanische Exil auf peinliche Art vernachlässigt und allein lässt. Die Matrosen gehören Ihnen, Herr Präsident der AMMAC, weil sie Seeleute waren, aber sie gehören auch uns an, weil sie spanische Republikaner waren, und gemeinsam erinnern wir uns ihrer Geschichte und ehren sie.

Ich muss auch Herrn Generalkonsul von Spanien für seine Anwesenheit danken. Wie Herr Bosch und Herr Cabrea vorher fühlte auch der neue Generalkonsul Spaniens mit Sitz in Montpellier, Herr Fernando Valderrama, die Verpflichtung, heute hier zu sein. Spanien hat noch einen weiten Weg zurückzulegen, damit die Verbrechen des Franquismus nicht ungesühnt bleiben. Unseligerweise tragen noch Straßen die Namen von franquistischen Folterern, die Namen von denjenigen, die die Republik getötet haben, die doch legal gewollt wurde vom Volke Spaniens. Zehntausende Leichen ruhen noch in den Gräben und Massengräbern. Seit der sogenannten demokratischen Transition sind alle nachfolgenden Regierungen nicht bis zum Ende gegangen. Es fehlt ein Nürnberger Prozess in Spanien, um die Verbrechen des Franquismus zu richten. Ich bitte Sie, Herr Generalkonsul, diesen Appell den neuen Präsidenten der Regierung, Pedro Sanchez, zu übermitteln.

In Spanien wie in Frankreich muss die Wahrheit und die Gerechtigkeit ihren Weg nehmen. Auch in Frankreich, da es auch eine historische Verantwortung Frankreichs gibt für die Entwicklung im spanischen Krieg und seinem fatalen Ausgang für die spanische Republik. Frankreich kann sich immer noch nicht erhobenen Hauptes im Spiegel betrachten, Frankreich weigert sich noch, in sein Geschichtsbuch die wenig glorreichen Seiten seiner Geschichte zu schreiben, die aber doch auch grausam wirklich vorhanden waren.

Wenn ich dies sage, verwechsle ich nicht die Solidarität des französischen Volkes mit dem spanischen Volk, die während des und nach dem spanischen Krieg ohne Makel gewesen ist, ich spreche von der Verantwortung der Regierung jener Zeit, die auf gemeine Weise die spanische Republik während und nach dem spanischen Krieg im Stich gelassen hat.

Kommen wir zu den historischen Tatsachen, aus deren Anlass wir uns heute Nachmittag hier versammeln.

Am 29 Juli 1937 mitten im spanischen Krieg beschoss ein faschistisches U-Boot (von Italien den Franquisten zur Verfügung gestellt) in französischem Hoheitsgewässer drei Handelschiffe der spanischen Republik in Sichtweite der Espiguette in Grau du Roi. Frankreich, das die Politik der Nichteinmischung verfolgte, schloss die Augen vor diesem Kriegsakt auf seinem Territorium. Die Presse seinerzeit berichtete über die Fakten und gemäß gewisser Tageszeitungen wird behauptet, dass diese Schiffe sich nicht in französischen Gewässern befand, andere behaupten das Gegenteil. Diese beruhen auf der Aussage des Kapitäns der Andutz Mendi, der feststellt, dass als ihm das Bordtagebuch wieder ausgehändigt wurde, dass die Seite herausgerissen war, auf der er notiert hatte, dass sich das Schiff in französischem Gewässer befand.

Die Andutz Mendi erlebte dann einen Brand an Bord und ging unter, 10 Matrosen starben, 12 weitere verschwanden. Die Fischer von Grau du Roi elten den Seeleuten zu Hilfe, und einige konnten gerettet werden. Die Solidarität der Leute des Meeres hat sich bewährt. Diese Seeleute sind hier auf diesem Friedhof Boucanet in Grau du Roi begraben.

ASEREF ist treu ihres Kampfes für das historische Gedenken der spanischen Republik und der spanischen Republikaner, die ihr Leben für die Freiheit unseres Landes hingegeben haben, auch in diesem Jahr anwesend bei dieser Ehrung. Diesen Kampf führen wir im Namen aller unserer Seeleute, und diese waren unglückliche Opfer eines unerbittlichen Krieges, wo die Sieger anschließend dieses Joch ganz Europa auferlegen konnten. Dies war im Jahre 1937, und man musste bis zum 8. Mai 1945 warten, bis dem Nazismus eine Ende gesetzt werden konnte, der sich in Spanien schon seit 1936 einübte.

ASEREF verfolgt weiter seine Untersuchungen, um Nachkommen der Matrosen der Andutz Mendi zu finden, ich wende mich heute an den Konsul mit der Bitte, wie wir es auch schon mit seinen Vorgängern gemacht haben, unsere Forschungen konkret zu unterstützen.

Wir würden uns freuen, wenn wir im nächsten Jahr aus Anlass des 80. Jahrestages des spanischen republikanischen Exils und des Endes des Spanischen Kriegs hier in Grau du Roi Familienangehörige dieser Seeleute empfangen könnten.

Dank auch an die Stadtverwaltung und die AMMAC und seinen Präsidenten Pierre Denis Gozioso.

Eloi Martinez, Präsident der ASEREF, Le Grau du Roi am 27. Juli 2018

Übersetzung: Angelika Becker.

Redaktion KFSR

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